http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0128
unserer Verwahrung bzw. im städtischen Tresor befinden sich somit noch 61.000 Sätze, welche
laut Vertrag nunmehr zu vernichten sind. Die Firma bittet nun erneut darum, ihr von diesen
noch vorhandenen Scheinen V2 Jahr lang bis zu 56.000 Sätze zu Nennwert bereit zu halten. Um
das beste aus der Situation zu machen, stimmte man zu und traf mit der Firma Trans-Oceanic
eine neue Vereinbarung, um aus den nunmehr aus dem Verkehr gezogenen Scheinen doch noch
einen Erlös zu ziehen, indem ihr bis auf Weiteres von den noch vorhandenen Scheinen solche
zum Nennwert unter der Bedingung abgegeben werden, dass jeweils mindestens 1.000 Sätze abzunehmen
sind, und: Um die Scheine, welche bisher im öffentlichen Verkehr überhaupt nicht zu
sehen sind, bekannter zu machen, sollen 5.000 unvollständige Sätze (wir schlagen 4 Bilder vor)
von unserer Stadtkasse sofort in Verkehr gebracht werden. Doch auch dieser letzte Versuch, die
Sammelleidenschaft durch vorerst zurückgehaltene Motive - und herabgesetztem Höchstpreis
auf 6,50 Mark - wieder zu beleben, fruchtete nicht. Die Sechser-Serie war längst ein Ladenhüter
, Herr Schnell ein gescheiterter Glücksritter.
500 Mark Scheine mit Pfennig-Kaufkraft
Am 17. Juli 1922 verbot der Staat per Reichsgesetz den Städten jede weitere Ausgabe von Seriennotgeld
. Im nun sich immer schneller abzeichnenden Prozess des Währungsverfalls wären
die viel zu kleinen Nominalwerte ohnehin nicht mehr brauchbar gewesen. Allein schon auf die
Drohrede des französischen Ministerpräsidenten und gleichzeitigen Außenministers Raymond
Poincare wegen ausstehender Reparationszahlungen das Ruhrgebiet militärisch zu besetzen,
reagierte die Mark - gemessen an ihrer Dollar-Parität - mit einem rapiden Absturz (August
1922: 1 Dollar = 2.000 Mark, Anfang November 1922: 1 Dollar = 6.700 Mark). Immer hilfloser
muteten jetzt die Versuche der Reichsbank an, dem Mangel an Zahlungsmitteln mit erhöhtem
Geldausstoß zu begegnen: Wie schon letztlich gemeldet, macht die Reichsbank die größten Anstrengungen
, um täglich 2-3 Milliarden neue Noten an den Geldmarkt zu bringen (unter Hinzuziehung
von Berliner, Leipziger und Kölner Privatdruckereien). Man ist bestrebt den Druck
von Banknoten soweit auszudehnen, dass bereits am 15.10. mit einer täglichen Emission von 6-7
Milliarden gerechnet werden kann?1 Längst wurden den Scheinen keine Pfennigbeträge mehr
aufgedruckt, sondern Nominalwerte im drei-, vier- und fünfstelligen Markbereich.
Wieder wandte sich die Reichsbank flehentlich an die Städte, ihr bei Druck und Emission
von Zahlungsmitteln zu helfen. Dass diese ihrerseits längst über reiche Erfahrungen bei der
Geldproduktion gesammelt hatten, offenbart eine Vorabkalkulation des Freiburger Städtischen
Rechnungsamts. Für mögliche weitere Notgeldausgaben habe man noch einen Bestand von
14.000 Bogen zu 40/50 cm mit Wasserzeichen auf Vorrat. Daraus könne man nach der derzeitigen
Größe der Reichsbanknoten 50.000 Stück zu 1.000 Mark sowie 50.000 Stück zu 500 Mark
und zudem 20.000 Stück zu 100 Mark im Gesamtnennwert von 77.000.000 Mark herstellen.
Machte man die benötigten Scheine aber nur halb so groß (12,5 x 9,5 cm), sei mit der gleichen
Menge Papier eine doppelt so hohe Ausgabesumme, nämlich 138.000.000 Mark, zu erreichen.
Diesem Ertragsziel kamen die letztlich hergestellten Scheine im Format 15,7 x 8,8 cm ziemlich
nah - gleichwohl war der neue 500 Mark-Schein (Abb. 6a + b) immer noch dreimal so groß wie
der 50 Pfennig-Schein von 1917.
Die Mühe und die Sorgfalt, welche die Freiburger der ästhetischen Gestaltung ihres neuen
Zahlungsmittels angedeihen ließen, waren allerdings bemerkenswert. In seinem Auftritt ver-
Zitiert nach Prange (wie Anm. 8), Bd. 2, S. 92.
128
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0128