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Abb. 7 B-Seite des Freiburger 5.000 Mark-Scheins, Ausgabedatum 1. Februar 1923
(KWAF).
und im Hintergrunde das Lehenertor, Prediger- und Barfüßerkirche, ganz links das Clarakloster
in der Lehener Vorstadt. So etwa mag unsere Gemeinde gegen Ende des 16. Jahrhunderts ausgesehen
haben. Der Entwurf stammt von der Hand des Oberbaurats Dr. Gruber."
Im Frühjahr 1923 trat eine kleine Atempause im Prozess des fortschreitenden Währungsverfalls
ein. Ab August 1923 jedoch wuchs sich die Hochinflation täglich, ja stündlich zu einer
jegliche Vorstellung sprengenden Hyperinflation aus. Um den Alltag zu bewältigen, einen Liter
Milch oder ein Brot zu kaufen, waren inzwischen Millionenwerte nötig. Die Reichsbank war
nicht mehr in der Lage, den Zahlungsmittelbedarf auch nur ansatzweise zu decken, obwohl inzwischen
über 130 Druckereien Tag und Nacht in ihrem Auftrag Geld druckten. Längst waren
Betriebe, sofern sie die technischen Möglichkeiten dazu hatten, dazu übergegangen, ihre Arbeiter
mit selbsthergestelltem Geld zu entlohnen.
In der ersten Augusthälfte 1923 emittierte die Stadt zwei weitere Notgeldscheine, einen
500.000 Mark- und einen 1 Million-Mark-Schein. Wieder zeigten beide auf der B-Seite jeweils
ein Motiv aus der Stadtgeschichte: der 500.000 Mark-Schein (14,3 x 8,2 cm; Abb. 8a + b) einen
aus einem Kupferstich entnommenen Ausschnitt von „Freyburg im Brisgow um 1700" mit der
noch intakten vaubanschen Befestigung, der 1 Million Mark Schein (13 x 10 cm; Abb. 9) eine
Stadtansicht aus nördlicher Richtung nach einer Zeichnung von Paul H. Hübner, dem Restaurator
und Konservator der Städtischen Sammlungen. Am 14. August 1923 gab die Stadtverwaltung
dazu bekannt: Die Herstellung der neuen 500.000 Mk. Scheine ist soweit vorangeschritten,
dass morgen Mittag 25.000.000.000 Mark fertig sind und ausgegeben werden können. Inzwischen
hatte sich jedoch allein der Bedarf der größten zwölf örtlichen Banken und Betriebe
wie der Firmen Himmelsbach und MEZ auf das Doppelte, nämlich zusammen 47.000.000.000
Mark, aufsummiert ... Es sollte die letzten Scheine der Hyperinflationsperiode sein, die noch
mit Stadtansichten als Schmuckmotiv aufwarteten. Vergleicht man sie miteinander, so fällt auf,
dass das Bild der vertrauten, einen Rest von Sicherheit vermittelnden Stadtsilhouette von Schein
zu Schein immer blasser und unschärfer wird.
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