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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0140
rem in der satirischen Wochenzeitschrift „Simplicissimus", die sich gegen die wilhelminische
Politik, das Militär und die Kirche richtete. Außerdem publizierte er in der Zeitschrift „Die
Schaffenden", welche von Paul Westheim und Gustav Kiepenheuer gegründet worden war und
vor allem junge, zeitgenössische Kunst unterstützte. In den 1920er-Jahren zeichnete er so ziemlich
alle Persönlichkeiten des kulturellen Lebens in Berlin und 1926 erschien seine Mappe „50
Köpfe der Zeit". Sein scharfer Blick, das manchmal fast karikierende Erfassen einer Persönlichkeit
wurde bewundert, mitunter auch gefürchtet.7 Ab 1928 hatte er einen Lehrauftrag an der
Staatlichen Kunstschule Berlin und geriet dort nach 1933 unter politischen Druck der Nazis.
Dazu ein Schreiben von Franz Schneller an Rene Schickele:

Neuerdings gehfs auch den Malern an den Kragen. R. Grossmann fliegt aus seiner
Stellung u. plant in Berlin ein Lokal einzurichten. Da er aber nicht zu der N.S. Wirtschaft
gehört, werden sie es ihm wohl kaum erlauben*

Nach seiner Entlassung kehrte er in seine Heimatstadt Freiburg zurück. Der Freiburger Maler
Rudolf Riester berichtet 1964 im Rückblick, dass kaum jemand Notiz davon genommen
habe, als Grossmann dann schon 1941 im Alter von 59 verstarb.

Eine interessante Anekdote über Grossmann ist ebenfalls durch Rudolf Riester überliefert.
Jener schrieb 1963:

Das Hakenkreuzbanner war unsere Nationalflagge geworden und eines Tages schickte
Grossmann Hitler zum Geburtstag eine Bildnis Zeichnung von Schlageters Vater.
„Alles in der Welt hat seinen Preis", gab er einem Freund zur Antwort auf dessen
Frage, ob es denn wahr sei mit der Zeichnung und ob Grossmann dafür wirklich ein
persönliches Dankestelegramm erhalten habe. „ Und wenn ich von Hitler zum Entarteten
gestempelt, nun die Schublade aufziehen kann, um bei einem Besuch der Gestapo
des Führers Telegramm wortlos vorzuweisen, das sie mit knallenden Absätzen
zum Rückzug zwingt, hat sowas doch seinen tieferen Sinn? "9

Riester erinnert dann auch an eine Zeichnung, die Grossmann von Goebbels gemacht hat.
Er schreibt: Das ist Anklage, das ist Voraussage, die kaum grausamer, erbarmungsloser sein
konnte}0

Im Augustinermuseum wurden zahlreiche Druckgrafiken sowie das Ölgemälde „Bahndamm
bei Freiburg" (Abb. 3) aus der Sammlung entfernt, insgesamt fielen den Nationalsozialisten
203 seiner Arbeiten in die Hände.11

7 Siehe hierzu auch die Skizze, die Grossmann von dem Theologen Engelbert Krebs 1933 machte, abgedruckt
bei Werner Heiland-Justi: ,Weinreisen' mit Engelbert Krebs, in: Schau-ins-Land 137 (2018),
S. 167, Abb. 11.

8 In der Literatur wird überwiegend davon ausgegangen, dass Grossmann 1934 aus dem Lehramt entlassen
wurde. Doch blieb der Künstler eventuell bis Ende 1937 im Amt. Dies geht aus dem zitierten und nicht
vor 1937 entstandenen Schreiben von Franz Schneller an Rene Schickele hervor. Abgedruckt in: Franz
Schneller 1889-1968, Katalog zur Ausstellung im Rathaus in Freiburg i. Br. 1989/90, bearb. von Manfred
Bosch (Literarische Topographie 1), Freiburg 1989, S. 39.

9 Zitat nach: Die Geschichte der Badischen Secession 1927-1936, hg. von der Museumspädagogischen Initiative
Freiburg, Freiburg 1987, S. 21 f.

10 Ebd., S. 22.

11 Wikipedia-Beitrag „Rudolf Grossmann" (Stand: 29.03.2019).

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