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Nur noch Schreckenskammern, worin sie dem Gespött des Pöbels preisgegeben werden
soll [...]. Das ist kein Scherz, es gibt keinen Scherz aus solchem Munde. Man hat
gelernt, das Lächerlichste ernst zu nehmen.1*
Das Lächerlichste ernst nehmen - die bitteren Worte von Ernst Bloch stammen aus dem
Jahre 1937. Die nationalsozialistische Kulturpolitik zielte auf die Unterdrückung und Zerstörung
moderner Kunst. Das Moderne wurde als zu wechselhaft empfunden und die Propaganda
des „Tausendjährigen Reiches" tönte von der Ewigkeit deutscher Kunst. Was aber sollte das sein,
die Kunst des Nationalsozialismus?
Als Beispiel hierfür mag der Bildhauer Fritz Klimsch, der 1870 in Frankfurt geboren wurde
und 1960 in Freiburg verstarb, gelten. Vom Jugendstil ausgehend, entwickelte sich Klimsch
unter dem Einfluss der französischen Künstler Rodin und Maillol weiter, er gehörte zu den
Gründern der „Berliner Secession" und arbeitete dort eng mit den später verfemten Künstlern
Max Slevogt, Max Liebermann und Lovis Corinth zusammen. Nach 1933 arrangierte sich
Klimsch mit dem System. Seine, an klassische Vorbilder angelehnten Frauenakte wurden von
der NS-Parteiprominenz geschätzt und gekauft. Auf den Ausstellungen im Münchner Haus der
Deutschen Kunst war er regelmäßig vertreten, eine Aktfigur war im Garten von Hitlers Reichskanzlei
aufgestellt. Nach dem Krieg ging Klimsch nach Salzburg, wurde dort ausgewiesen und
zog sich in den Schwarzwald zurück. Zum 90. Geburtstag im Jahre 1960 erhielt er das Große
Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland aus den Händen von Hans Filbinger, dem damaligen
Innenminister und späteren Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg.19
Ernst Bloch: Gauklerfest unterm Galgen, in: Ders.: Vom Hasard zur Katastrophe. Politische Aufsätze
1934-1939, Frankfurt a. M. 1972, S. 235.
Wikipedia-Beitrag „Fritz Klimsch" (Stand: 29.03.2019).
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