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Abb. 2

Friedrich Spindler bei der Entlassung
aus der Volksschule 1940
(Sammlung Reinhold Hämmerle).

Bereits am 22. August 1938 war er, wie alle seiner Familienangehörigen, auf seine Eigenschaft
als „Zigeuner" untersucht worden.7 Dies ging darauf zurück, dass sich die NS-Führung
Sicherheit verschaffen wollte, wie die „Zigeuner" „rassisch" zu behandeln seien. Deshalb richtete
die Regierung 1936/37 eine „Rassenhygienische und bevölkerungsbiologische Forschungsstelle
am Reichsgesundheitsamt" unter Leitung von Dr. Robert Ritter (1901-1951) ein, die - unterstützt
von der Kriminalpolizei - möglichst alle „Zigeuner" erfassen sollte.8 In Herbolzheim
führte Dr. Adolf Würth (1905-?), möglicherweise zusammen mit anderen, die Untersuchung
durch. Für ihn war die Rassenbiologische Zigeunerforschung [...] die unbedingte Voraussetzung
für eine endgültige Lösung der Zigeunerfrage. Es gehe darum, das Blut des deutschen Volkes
vor dem Eindringen fremdrassigen Erbgutes zu schützen. Die Mischlingspopulation dürfe sich
nicht weiter vermehren. Das Ziel sei, sie zu verkleinern, ja ganz zum Verschwinden zu bringen.9

Die „Zigeunerforscher" fotografierten Friedrich Spindlers Kopf, Hände, Augen sowie gesondert
Iris und nahmen Abdrücke von Fingern, Händen sowie Füßen.10 Außerdem wurde er
nach festgelegten Kriterien vermessen und bewertet. Die Ergebnisse finden sich auf einer vorgefertigten
Karteikarte (Abb. 3a + b). Nichts wurde ausgelassen. Der Gesamteindruck wurde
mit unzigeun[Qrisch] umschrieben, seine Aufmachung galt als ordentl[ich]. Die Maße und Eindrücke
wurden mit Punkten und Indexziffern versehen. Alles zusammengenommen führte zur
Einstufung als Zigeunermischling mit vorwiegend zigeunerischem Blutsanteil.11

Bundesarchiv Berlin (BArch), R 165-4 Karte Nr. 571, Verweis auf Karteikarte R 165-13 Nr. 445. Dort ist

auch als sein Sinti-Name „Bobele" vermerkt. Anna Kirchner danke ich für ihre Recherchen.

Vgl. Haumann, Akte (wie Anm. 2), S. 71-79 (auch zum Folgenden); Ders., Zigeuner (wie Anm. 3), S. 34-
37.

Wikipedia-Artikel „Adolf Würth" (Anthropologe) (Stand: 08.07.2016); Haumann, Zigeuner (wie Anm.
3), S. 35; Ders., Akte (wie Anm. 2), S. 81f. (mit weiterer Literatur).
BArch, R 165-4 Nr. 571.
BArch, R 165-13 Nr. 445.

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