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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0174
nen seine Beteuerungen vom Glauben an die Volksgemeinschaft sowie an die Hoffnung des
Wiederaufstiegs des Deutschen Reichs ehrlich gemeint zu sein. Erst am 1. Februar 1932 trat er
schließlich der NSDAP bei. Mit diesem Schritt folgte er noch keinem Trend und kann kaum als
Opportunismus angesehen werden. Wie schwer es der NSDAP fiel, trotz ihres Aufschwungs
in Südbaden an Boden zu gewinnen, zeigte sich in Heitersheim 1932 bei drei Gelegenheiten.
Den Anfang machte die Reichspräsidentenwahl 1932, als Paul von Hindenburg beim II. Wahlgang
801 Stimmen, Adolf Hitler 113 und Ernst Thälmann 51 Stimmen erhielten. Auch bei den
zwei Reichstagwahlen 1932 unterlag die NSDAP dem beherrschenden Zentrum deutlich. Die
Gründe hierfür sind darin zu suchen, dass die Weltwirtschaftskrise kaum Auswirkungen auf
Heitersheim zeigte, von der Armenfürsorge wenig Gebrauch gemacht wurde, die Heitersheimer
Industrie das Arbeitermilieu sichert und vor Ort keine Juden lebten.4 Vor diesem Hintergrund
leistete Zirlewagen vor Ort Aufbauarbeit. Als Mitglied einer streng katholischen Familie in einem
fast ausschließlich katholischen Ort forderte die Parteinahme für den Nationalsozialismus
von ihm weit mehr Mut und Standhaftigkeit, so seine Selbsteinschätzung, als für einen, der
selbständig in der Welt stand. Er habe persönlich und geschäftlich schwer darunter zu leiden gehabt
, so Zirlewagen 1935.5 Er war zunächst unter anderem als Kreisfunkwart, Kreispressewart,
stellvertretender Kreispropagandaleiter etc. aktiv. Außerdem war er Mitgründer der regionalen
Motor-SA, der er auch bis 1933 angehörte. Ab 1932 versuchte er Heitersheim für die NSDAP
zu gewinnen und wurde als Leiter der Ortsgruppe der NSDAP der führende Nationalsozialist
in seiner Heimatstadt. Die Ortsgruppe bildete die kleinste, mit einer eigenen Verwaltung ausgestattete
Organisationseinheit der Partei und war vor der „Machtergreifung" noch ausschließlich
„der instrumenteile Rahmen zur Wahl- und Mitgliederwerbung". Einen Bedeutungswandel
erfuhr die Ortsgruppe als „Fundament der Diktatur" laut Carl-Wilhelm Reibel nach Ende der
„Kampfzeit". Statt parteiinterner Aufgaben sollten die Ortsgruppen ab 1933 mit Hilfe ihrer Verwaltung
die Bedingungen zur ideologischen Indoktrination und zur Überwachung der Bevölkerung
schaffen. Sie blieben aber für den Gesamtapparat der NSDAP von Bedeutung, da sie unter
anderem die für deren Finanzierung wichtigen Mitgliedsbeiträge erhoben.6 Als Ortsgruppenleiter
war Zirlewagen der führende Heitersheimer Nationalsozialist. So kam ihm eine maßgebliche
Rolle im örtlichen Gleichschaltungsprozess7 nach der „Machtergreifung" zu.

Robert Neisen: „Mit Zwang kann man hier nichts erreichen" - Drittes Reich und Nachkriegszeit, in:
Heitersheim - Eine Stadt mit großer Geschichte, hg. von der Historischen Gesellschaft der Stadt Heitersheim
, Heitersheim 2010, S. 142.

Privatarchiv Marc Zirlewagen, Gustav Zirlewagen an das Badische Bezirksamt Staufen am 20. April
1935.

Carl-Wilhelm Reibel: Das Fundament der Diktatur: Die NSDAP-Ortsgruppen 1932-1945, Paderborn u.
a. 2002.

Rupert Hourand: Die Gleichschaltung der badischen Gemeinden 1933/34, Diss., Freiburg 1985.

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