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sei, die eigentlich auf Grund ihrer Fähigkeiten und Stärke Besseres verdient hätte. Deshalb blickte man
mit einiger Überheblichkeit auf andere Völker herab. Der Gedanke an eine militärische Niederlage in
einem wie auch immer gearteten Krieg gegen andere Nationen schien daher weitgehend ausgeschlossen.
Deshalb glaubte man nur zu gerne den Parolen der nationalistischen Scharfmacher, die nach dem Krieg
die militärische Niederlage von 1918 allein den Zuständen in der Heimat zuschrieben.
Wohl aus diesen Gründen bestanden nach der Niederlage von 1945 die Alliierten darauf, dass die
verantwortlichen Militärs die Kapitulation der Wehrmacht selbst unterzeichnen mussten und diesen Akt
nicht auf irgendwelche Zivilisten schieben durften. Detlef Vogel
Dieter Mertens: Humanismus und Landesgeschichte. Ausgewählte Aufsätze, 2 Bde, hg. von Dieter
Speck, Birgit Studt und Thomas Zotz (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde
in Baden-Württemberg: Reihe B, Forschungen 218), W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2018, XIV,
VII u. 1042 S.
In der hier anzuzeigenden Veröffentlichung haben die Herausgeber 32 Aufsätze des Tübinger und (seit
1991) Freiburger Mediävisten Dieter Mertens, verstreut erschienen zwischen 1976 und 2014, erneut zum
Abdruck gebracht. Aus dem vorangestellten Vorwort seien die folgenden Sätze zitiert, die das wissenschaftliche
Lebenswerk des Autors würdigen und zugleich den Wiederabdruck der ausgewählten Aufsätze
begründen. „Dieter Mertens (1940 - 2014) hat in den Jahrzehnten seiner Tätigkeit [...] ein weitgespanntes
CEuvre geschaffen, das durch die fruchtbare Verbindung von Humanismusforschung und landesgeschichtlichem
Zugriff sein besonderes Profil erhalten hat. Durch seine in umfangreichen Aufsatzpublikationen
eingeflossene Gelehrsamkeit und Intellektualität besitzt dieses Opus eine große und dauerhafte
Ausstrahlungskraft, die weit über den Südwesten, den Oberrhein und Württemberg hinausweist."
Zu den Schwerpunkten der Arbeit von Dieter Mertens gehörten an vorderster Stelle seine Forschungen
zum oberrheinischen Humanismus. Wieder abgedruckt ist der große Aufsatz über „Jakob Wimpfe-
ling als zentrale Gestalt des oberrheinischen Humanismus". Der Figur despoeta laureatus (des gekrönten
Dichters) gilt die bedeutende Abhandlung „Zu Sozialgeschichte und Funktion des poeta laureatus im
Zeitalter Maximilians I"; anzuschließen sind die Darlegungen zum „Preis der Patronage. Humanismus
und Höfe". Die Humanisten waren keine weitabgewandten Gelehrten. Zu begrüßen sind deshalb der Wiederabdruck
der beiden folgenden Arbeiten: „Zum politischen Dialog bei den oberdeutschen Humanisten"
und „Die Instrumentalisierung der ,Germania' des Tacitus durch die deutschen Humanisten", sowie die
Erstveröffentlichung der Freiburger Abschiedsvorlesung „Humanismus und Türken". Zum Verständnis
des Humanismus unentbehrlich sind die Ausführungen von Dieter Mertens zu Petrarcas Deutung seiner
eigenen Dichterkrönung auf dem römischen Kapitol im Jahr 1341 und seines Aufstiegs zum Mont Ven-
toux 1336 („Mont Ventoux, Möns Alvernae, Kapitol und Parnass [...]"). Einen Ausblick in den „Späthumanismus
" und in die Humanismus-Forschung im 18. Jahrhundert bieten die Aufsätze „Julius Wilhelm
Zincgref und das Problem des Späthumanismus" sowie „Joseph Anton von Riegger (1742 - 1795) als
Erforscher des oberrheinischen Humanismus". Gleichsam eingerahmt werden die genannten Arbeiten
durch den Ausblick auf die Realität des (spät-)mittelalterlichen Bildungswesens („Alltag an Schulen und
Universitäten am Oberrhein um 1500") und auf die Gründung der Universität Freiburg („Von der Supplik
zur Eröffnungsfeier. Das Gründungsjahrfünft der Universität Freiburg").
Dass Dieter Mertens seine Humanismusforschungen immer auch in einen weiteren landes- und
reichsgeschichtlichen Kontext stellte, belegen die acht Arbeiten, die unter der Uberschrift „Habsburg
und der Oberrhein, das Reich und Europa" zusammengestellt sind. Sie betreffen die Rolle des Elsass für
Kaiser Maximilian I. („Maximilian I. und das Elsass", „Elsässer als Räte Kaiser Maximilians I.") und
das Selb st Verständnis der Habsburger von ihrer Herkunft („Die Habsburger als Nachfahren und als Vorfahren
der Zähringer", so der auf den ersten Blick widersprüchliche Titel). Grundlegend für das Wesen
des spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Reichtags ist der Aufsatz „ ,Uss notdurften der hl. Christenheit,
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