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Hans-Otto Mühleisen einen Uberblick über die wechselvolle Geschichte des Klosters, das von Beginn an
im Schatten der nahegelegenen Zähringergründung St. Peter stand.
Wirtschaftliche Engpässe ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Augustiner Chorherren
in St. Märgen. 1370 gab der Konvent die Selbständigkeit durch eine Union mit dem Freiburger
Chorherrenstift Allerheiligen auf. Nach dem Verkauf des kompletten Gründungsguts an die Stadt Freiburg
1462 zogen die verbliebenen Mönche ins „Freiburger Exil", das 250 Jahre dauern sollte; 1546 wurde
die Abtswürde für erloschen erklärt. Die Verbindung mit dem Standort auf dem Schwarzwald bestand
jedoch weiter durch Zehnteinkünfte und die Baupflicht für die Kirche. Der Kirchenbrand von 1704 gab
Anlass, den Wiederaufbau mit der Wiedererweckung des Klosterlebens zu verbinden, ganz im Geist
der Gegenreformation. Der 1713 gewählte Propst und spätere Abt Andreas Dilger wagte den angesichts
der knappen Mittel mutigen Schritt, die repräsentative barocke Klosteranlage, die bis heute das Ortsbild
prägt, errichten zu lassen.
1723 kehrte das Gnadenbild von Freiburg nach St. Märgen in die neue Kirche zurück, die nun zügig
verschönert und prächtig ausgestaltet wurde. Der Rottweiler Maler und Jesuitenbruder Joseph Fiertmayer
erhielt den Auftrag, die Kirche auszumalen und die Altarblätter zu gestalten. Auch Dilgers Nachfolger
waren kunstsinnig. Jahrzehntelang beschäftigten sie den Bildhauer Matthias Faller (1707-1791) aus dem
nahegelegenen Neukirch und andere namhafte Künstler wie Simon Göser oder die Orgelbauer Silbermann
. Die Säkularisation 1806 setzte den rund hundert späten Blütejahren des klösterlichen Lebens ein
Ende. Die bauliche und künstlerische Hinterlassenschaft blieb jedoch erhalten, bis 1907 ein verheerender
durch Blitzschlag verursachter Brand nachhaltige Schäden hinterließ. Malerei, Stuck und Altaraufbauten
waren verloren. Die Faller-Statuen konnten glücklicherweise zum großen Teil gerettet werden. Mühleisen
dokumentiert das ursprüngliche Ensemble wie auch die Renovierung nach 1907, bei der Neues geschaffen
wurde, jedoch im Stil der Bauzeit, also des Barock und Rokoko. Die Freiburger Firma Weissburger
und Kubanek lieferte die Stuckaturen, der Münchner Meister des Neobarock Waldemar Kolmsperger d.
A. gestaltete die Deckenggemälde, der ebenfalls in München tätige Carl Martin von Feuerstein das Hochaltarbild
mit dem Thema „Mariä Himmelfahrt".
Mühleisen kommt zu einem positiven Urteil über die Renovierung am Beginn des 20. Jahrhunderts,
da der ursprüngliche Raumeindruck gewahrt blieb. Bei der detaillierten Beschreibung im Rahmen des
gedachten Rundgangs durch die Kirche erklärt er nicht nur die Bildinhalte, sondern auch die theologischen
und geschichtlichen Zusammenhänge. Die kleine Publikation bietet außerdem ausführliche
Beschreibungen der drei bedeutenden Kapellen bei St. Märgen: Judas-Thaddäus auf dem Ohmen, St.
Wolfgang auf dem Thurner und der Rosenkranz-Kapelle in der Glashütte. Der Autor kennt nicht nur die
Details, er lässt auch den Geist dahinter spüren. Renate Liessem-Breinlinger
Die Zähringer. Rang und Herrschaft um 1200, hg. von Jürgen Dendorfer, Heinz Krieg und R. Johanna
Regnath (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts 85), Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2018,
XXIV u. 518 S., Färb- u. S/W-Abb., Karten u. Pläne.
Neben dem ebenfalls 2018 erschienenen Handbuch „Die Zähringer. Dynastie und Herrschaft" von Thomas
Zotz stellt der hier anzuzeigende Sammelband, den Jürgen Dendorfer, Heinz Krieg und R. Johanna
Regnath herausgegeben haben, einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Zähringerforschung dar. Auch hier
wird auf das „Zähringerjahr", d.h. auf das Gedenken an den Tod Bertolds V. von 1218 Bezug genommen.
Inhaltlich gehen die Beiträge auf eine Tagung zurück, die vom 15. bis 17. September 2016 im ehemaligen
Kloster St. Peter im Schwarzwald, einem wichtigen Erinnerungsort der Zähringer, stattfand. Der Band
dokumentiert sämtliche Vorträge und hebt sich von anderen Sammlungen dieser Art u.a. dadurch ab,
dass sich die Beiträge deutlich auf die Zeit Bertolds V. (1186-1218) konzentrieren. Die mehr als 500 Seiten
umfassende Zusammenstellung von insgesamt 25 wissenschaftlichen Beiträgen bietet dennoch eine
willkommene Ergänzung der Literatur nicht nur zu Bertold V, sondern auch zur Zähringerforschung
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