http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2020/0017
Irgendwann nach dem Besitzübergang an die Stadt Freiburg im Jahre 1587 wurde an der
Eingangstür auf der Nordseite der waagrechte Türsturz mit den Wappen Vorderösterreichs und
Freiburgs eingesetzt (Abb. 4). Die beiden Wappen sitzen vor einer tief aus dem roten Buntsandstein
herausgearbeiteten, von einem Rundstab gerahmten Rücklage. Die Profilierung knickt zu
beiden Seiten senkrecht nach unten ab, wo sie anstatt der vorgesehenen Fortführung unvermittelt
auf den Buckelquadern endet. Ein Falz auf der Rückseite findet ebenfalls keine Fortsetzung
nach unten. Man hat den Stein folglich nicht eigens für diese Stelle angefertigt, sondern er
war wohl beim Abbruch eines städtischen Gebäudes anderswo angefallen. Stilistisch gehört das
Werkstück in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Bauphase III
Ein Umbau des Kernbaus lässt sich anhand der Schaffung neuer Fensteröffnungen festmachen
. Die älteren Fenster wurden vermauert und neue Öffnungen in gleichmäßiger Anordnung
in jeweils zwei Fensterachsen auf allen vier Seiten angelegt. Sie entsprachen in Lage
und Größe recht genau den heutigen Fenstern, besaßen im Unterschied jedoch Einfassungen
aus Holzbalken, die zahlreiche Abdrücke im Mauerwerk hinterlassen haben. Die Anlage
regelmäßiger Fensterachsen als typisches Merkmal der Architektur des 17. und 18. Jahrhunderts
erlaubt eine stilistische Zuordnung dieses Umbaus wenigstens in diesen weit gefass-
ten Zeitraum. Zugleich wurden im Hausinnern die Geschossniveaus bereits auf die heutige
Höhe gebracht und im Erdgeschoss rund 20 cm und im Obergeschoss 90 cm nach unten
verschoben. Folglich hatte man das Gebäude im Inneren entkernt und alle älteren Geschossdecken
und Zwischenwände entfernt, was das Fehlen datierbarer mittelalterlicher Bauhölzer
erklärt. Über die damalige Höhe des Gebäudes und die Dachform können wiederum keine
Aussagen getroffen werden.
Diese Baumaßnahme scheint sich indirekt auch im Boden niedergeschlagen zu haben, denn
im Graben wurde Mörtelschutt gefunden, der Keramikscherben des 17./18. Jahrhunderts enthält
. Offenbar hatte man den Bauschutt zusammen mit Hausmüll dort entsorgt.
Bauphase IV
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfuhr das Erscheinungsbild des Gebäudes durch
eine Erweiterung des Kernbaus nach Westen eine starke Veränderung. Dafür wurde die Westwand
abgetragen. Die neuen Umfassungswände erhielten dieselbe Mauerstärke und sind mit
dem Kernbau nur ganz sporadisch verzahnt, offenbar nur an Stellen, wo zerfallene Ecksteine
ersetzt werden mussten. Dies war auf der Nordseite kaum der Fall, wo die beinahe in ganzer
Höhe durchlaufende Stoßfuge den erwähnten Vertikalriss entstehen ließ.
Auch bei diesem Umbau war eine spiegelbildlich aufgebaute Fassade mit regelmäßiger
Verteilung der Fensteröffnungen gestalterisches Ziel (Abb. 8). An den Längsseiten entstanden
so drei Fensterachsen, und die alte Eingangstür mit den Wappen kam in der Mittelachse
zu liegen. Alle Fensteröffnungen wurden einheitlich mit sandsteinernen Gewänden in einfacher
, unverzierter Form mit einem Falz für Fensterläden ausgestattet. Sie ersetzten beim
Kernbau die älteren hölzernen Einfassungen, wobei diejenigen der künftigen Mittelachse
der Symmetrie wegen ein kleines Stück in westliche Richtung verschoben werden mussten.
Die Öffnungen des zweiten Obergeschosses sind deutlich größer bemessen als diejenigen
unterhalb.
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