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am 15. Juli 1503 in Freiburg von dem aus Straßburg stammenden Drucker Johann Schott gedruckt
wurde und die zweite Ausgabe am 16. März 1504 von dem Drucker Johann Schott, einem
Straßburger Bürger. Die Schlussfolgerung von Srbiks lautet, dass die zweite Ausgabe wohl auch
in Freiburg gedruckt worden ist, weil der Druckort nicht angegeben und der Drucker Johann
Schott - wie bereits in der ersten Ausgabe - als Straßburger Bürger oder aus Straßburg stammend
bezeichnet wird und weil keine der vom Autor autorisierten Ausgaben eine Verbindung
zu Straßburg aufweist, der Stadt, in der Grüninger seine unrechtmäßigen Nachdrucke herstellte.
Die nicht umfangreiche, aber sehr fundierte Einleitung von Lutz Geldsetzer überzeugt in
allen Teilen. Frühere Veröffentlichungen werden von ihm nachprüfbar zitiert und ausgewertet.
Sein Ergebnis lautet: „Die erste (Ausgabe) kam 1503 zu Freiburg bei Johann Schott, die zweite
im folgenden Jahr ebenfalls bei Johann Schott und wohl auch in Freiburg heraus."
Bei Josef Benzing fällt auf, dass er in seinem Werk - zumindest bezüglich Johann Schott -
die für die Margarita philosophica wichtige Spezialliteratur nicht zitiert. Offensichtlich hat er
bereits in seiner ersten Auflage von 1963 den Beitrag Robert von Srbiks nicht berücksichtigt und
auch in seiner zweiten Auflage von 1982 das seit 1963 erschienene neue Schrifttum, insbesondere
Geldsetzer (1973), nicht in seine Darstellung einbezogen. Auch eine genauere Erforschung
der Lebensumstände von Johann Schott, wie sie zwei Jahrzehnte später Lucia Andreini durchgeführt
hat, fehlt bei Benzing. Er beschränkt sich auf den Hinweis, Einzelheiten zum Aufenthalt
von Johann Schott in Freiburg seien „noch nicht restlos geklärt". Aus dem Text auf Seite 139
(1963) bzw. Seite 148 (1982) ist zu entnehmen, dass Benzing davon ausging, Johann Schott sei
auch während der fraglichen Zeit in Straßburg als Drucker fest ansässig gewesen.
Wolfgang E. Stopfel behandelt ein sehr umfangreiches Thema, in dem Einzelheiten über
den Druck der Margarita philosophica nur eine untergeordnete Rolle spielen. Er beschränkt
sich auf die Feststellungen, wie sie etwa Geldsetzer getroffen hat.
Bei der „Einleitung" von Lucia Andreini aus dem Jahr 2002 zu der Faksimile-Ausgabe
von 1508 handelt es sich um eine umfangreiche und sorgfältige Abhandlung über Leben und
Hauptwerk des Gregor Reisch unter Auswertung der erreichbaren Quellen und des Schrifttums.
Die Ergebnisse ihrer Nachforschungen zur Biographie von Johann Schott ergänzen die Ausführungen
bei Robert von Srbik, Geldsetzer und Stopfel. Wichtigstes Resultat ist aus Freiburger
Sicht, dass Johann Schott bereits während seines Studiums in Freiburg (ab 1490) Gregor Reisch
als seinen Hochschullehrer kennen gelernt hatte, dass er nach dem Tod seines Vaters (1499) zunächst
dessen Druckerei in Straßburg fortführte, aber in der Folgezeit ab 1503 seine Druckerei
nach Freiburg verlegte und dort - mit Unterbrechungen - auch in den folgenden Jahren tätig
war, ehe er 1509 die Druckertätigkeit in seiner Heimatstadt Straßburg wieder aufnahm. Diese
Feststellungen lassen sich auch gut vereinbaren mit einer vorübergehenden Tätigkeit in Basel,
vor allem bei Michael Furter. Überraschend in der Arbeit von Lucia Andreini bleibt nur, dass
sie - aus welchen Gründen auch immer - nicht Freiburg, sondern Straßburg als Druckort der
zweiten Ausgabe annimmt, obwohl diese Schlussfolgerung ihren eigenen Angaben über die
Druckertätigkeit in Freiburg ab 1503 und die Wiederaufnahme der Druckertätigkeit in Straßburg
ab 1509 widerspricht und sich auch mit den von ihr zitierten Vermerken der beiden ersten
Ausgaben nicht vereinbaren lässt; denn diese sprechen nach Wortlaut und Sinn für Freiburg
als Druckort auch der zweiten Ausgabe der Margarita philosophica - zumindest bis zu einem
überzeugenden Nachweis der anderen Alternative.
Zu dem gleichen Resultat gelangte auch Ilona Pichler in ihrer Seminar arbeit der Universität
Salzburg aus dem Jahr 2015.16 Die von ihr untersuchten Zusammenhänge und Lebensdaten von
Ilona Pichler: Der Makel der Lüge „Hanc eme, non pressam mendaci stigmate, Lector!" Mit einer Spurensuche
im Musikbuch der Margarita philosophica, masch., Universität Salzburg 2015, S. 6.
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