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Die Zuleitung des Wassers für die Freiburger Bächle -
der sogenannte „BächleStollen"*
Von
Iso Himmelsbach
„Nun gehen wir, eine alte Oberlindenerin und ihr Enkelbub, nach einem weit interessanteren
unterirdischen Kanal, der fast unbekannt, nur sehr wenig begangen wird. Ihn kennen eigentlich
nur die paar Angrenzer an den Bach und dann die städtischen Arbeiter, die ihn säubern. Von
einem Garten im Hexenwegle, unter den Augustinerreben, führt eine Tür in diesen Kanal. [...]
Taschenlampe, alte Schuhe und ein alter Kittel geben die Ausrüstung, und nun geht's los." Was
hier beschrieben wurde, war eine Begehung des sogenannten „Bächlestollens" oder „Bächleka-
nals" - dem Zulauf des Wassers für die Freiburger Bächle - im Jahr 1936.1
Die Freiburger Bächle gehören schon seit langer Zeit zu den Wahrzeichen der Stadt Freiburg
. Weit weniger Aufmerksamkeit zogen bislang der Ursprung und Zulauf des Wassers in die
Stadt selbst auf sich. Das Wasser der Bächle stammt mittelbar aus der Dreisam: Am „Sandfang"
im Osten der Stadt wird der Freiburger Gewerbekanal aus der Dreisam ausgeleitet und aus diesem
wird auf der Höhe des Südwestrundfunks (Kartäuserstr. 47a) das Wasser für die Freiburger
Bächle entnommen und in einem eigenen Zulauf in die Altstadt geführt. Da man heute nur noch
den Austritt des Wassers aus dem Gewerbekanal sieht, hat man den Eindruck, als verlaufe dieser
Zubringerkanal durch einen in den Felsen gehauenen Stollen. Dieser Kanal zieht im Wesentlichen
parallel zum Gewerbekanal bis zum Anfang des „Augustinerwegs" (auch „Hexenwegle" genannt)
und führt dann unter dem Schwabentorplatz und dem Schwabentor hindurch bis auf die Höhe der
Straßengabelung Oberlinden/Konviktstraße, wo das Wasser - nun erstmals als Bächle gefasst - zu
Tage tritt. Bis dorthin hat das Wasser unterirdisch eine Strecke von ca. 600 m zurückgelegt.
Neben den Fragen zu seiner Bautechnik und seines eigentlichen Alters ist dieser „Stollen"
auch deshalb interessant, weil sich dort Gedenktafeln erhalten haben, über deren Urheber, Sinn
und Zweck immer wieder spekuliert wurde.
Im Oktober 2018 fanden sich Mitarbeiter des Garten- und Tiefbauamtes der Stadt Freiburg
(Sachgebiet Bauunterhaltung), des Landesamts für Denkmalpflege (Dienstsitz Freiburg)
und Vertreter der seit 1537 bestehenden „Runz der Werkbesitzer" erstmals zusammen, um eine
Aufnahme dieses ersten Teilstücks des Freiburger Bächlenetzes in 3D-Technik durch die Firma
„dotscene GmbH" (Freiburg) zu begleiten. Diese Möglichkeit gab den Anlass, sich mit diesem
Teil der Freiburger Brauchwasserversorgung ausführlicher zu beschäftigen, denn bislang liegt
dazu noch keine Dokumentation vor.2
Dieser Beitrag ist die erweiterte Fassung eines Kurzberichtes, der in der Zeitschrift „Denkmalpflege in
Baden-Württemberg - Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege" Ende 2020 erschienen ist (die genaue
Ausgabe stand beim Redaktionsschluss dieses Beitrags noch nicht fest). Bedanken möchte ich mich besonders
bei den Mitarbeitern des Garten- und Tiefbauamtes der Stadt Freiburg, insbesondere dem Leiter
des Sachgebietes Bauunterhaltung Artur Wiestier und seinem Mitarbeiter Wolfgang Zeiher für die Unterstützung
bei der Suche nach Akten und bei den Begehungen des „Bächletunnels".
Karl Mötsch: Im unterirdischen Freiburg - Alte Denkmäler im Gewerbekanal, in: Freiburger Zeitung
vom 02.07.1936, Nr. 178 (Abendausgabe).
Zwar wurde in der Badischen Zeitung vom 18.10.1985 davon berichtet, dass der damalige Stadt-
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