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Bächle wurde im Mittelalter in Freiburg „Stadtbäche", die damals fünf (und heute zwei) Gewerbekanäle
wurden „runs" oder „runz" genannt, ein Begriff, der immer einen von Menschenhand
künstlich angelegten Wasserlauf bezeichnete.8
Es ist zunächst festzustellen, dass diese Zuleitung heute von innen her gesehen an keiner
Stelle mehr im Originalzustand sichtbar ist - zu viele Maßnahmen zur Bauerhaltung und
die Anpassung an die städtische Entwicklung vor allem im 20. Jahrhundert sind die Ursache
dafür. Zuletzt mussten im Jahr 2015 weite Teile der Überwölbung mit Spritzbeton stabilisiert
werden.
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein lag die Strecke zwischen dem Beginn des Augustinerweges
und dem heutigen Schwabentorplatz offen und wurde erst mit dem Ausbau des Schlossbergrings
zu einer vierspurigen Straße und dem Abriss dreier Häuser vor dem Schwabentor in den
Jahren nach 1964 abgedeckt. Weitere bauliche Veränderungen im unteren Teil der Kanalstrecke
wurden mit der Errichtung und der späteren Neubebauung des Geländes der ehemaligen „Pappenfabrik
Hermann Strohm" (heute Augustinerweg Nr. 2-22) notwendig.
Im oberen Teil wurde der Kanal bereits während des Zweiten Weltkriegs gestört: Im August
1944 wurde auf der Höhe der Kartäuserstr. 25 begonnen, einen Luftschutzraum - „Schlossberg
-Süd" genannt und für 1.600 Menschen vorgesehen - anzulegen. Soweit dies aus den Unterlagen
hervorgeht, war dieser jedoch beim Luftangriff auf Freiburg vom 27. November 1944 noch
nicht einsatzbereit.9 In einem Schreiben des Stadtkommandanten Generalmajor Rudolf Bader
an den Freiburger Polizeipräsidenten vom 17. Januar 1945 (!) heißt es: Als wichtigste Arbeiten,
die zum Schutze der Bevölkerung mit grösster Beschleunigung durchzuführen sind, kommt die
Fortsetzung der vor dem Bombenangriff schon in Bau gewesenen Stollenanlage am südlichen
Abhang des Schlossberges in Frage.™ Allein, man hatte zu wenige Arbeitskräfte und lediglich
einen betriebsbereiten Kompressor zum Betrieb des vorhandenen Bohrers, sodass erst Anfang
März 1945 festgestellt werden konnte, dass die Arbeiten zu einem gewissen Abschluss gekommen
waren.11
Etwas weiter unterhalb, hinter dem heutigen Spielplatz (zwischen Kartäuserstr. 21 und 23),
wurde in den Jahren nach 1963 ein Zugang zum „Schlossbergbunker" angelegt, als die bis dahin
noch getrennten Bunkeranlagen im Norden und Süden des Schlossbergs zu einem gemeinsamen
„Atomschutzbunker" verbunden und ausgebaut wurden (siehe Abb. I).12
(UBF), Bd. 1, bearb. von Heinrich Schreiber, Freiburg 1828, S. 321f. (1335 Juni 19).
Vgl. zu den Gewerbekanälen: Iso Himmelsbach: Bachabschlag. Von Bächen und Kanälen in Freiburg im
Breisgau, Freiburg 2005.
Vgl. dazu: Gerd. R. Ueberschär: Freiburg im Luftkrieg 1939-1945, Freiburg u. a. 1990, bes. S. 183ff.
Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), C4/XI/30/4, Schreiben des Stadtkommandanten an den Polizeipräsidenten
Freiburg vom 17.01.1945.
Ebd., Protokoll einer Sitzung mit Vertretern der Luftschutzpolizei, der NSDAP und Vertretern der Stadt
vom 10.03.1945. Bei einer genaueren Untersuchung dieses Schutzraums im Frühjahr 2020 konnte festgestellt
werden, dass er heute etwa 4 m hinter dem Eingang durch eine Bruchsteinmauer, die 1954 errichtet
wurde, abgeschlossen wird. Durch einen seitlichen Schlitz konnte mittels Handykamera dahinter loses
gröberes Geröll erkannt werden, das diesen Teil zu etwas mehr als der halben Höhe ausfüllt. Ein Stück
weiter tritt dann sofort der natürliche Boden des Schlossberges zutage. Insgesamt hatte der Schutzbunker
eine Grundfläche von ca. 4 m Breite und ca. 10 m Tiefe, war also weit davon entfernt, ein wirklicher
Schutzraum für die angegebenen 1.600 Menschen zu sein. 12
Diese Bunkeranlage ist inzwischen geschlossen und sieht ihrem Rückbau entgegen.
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