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Zum Alter des Gewölbes
Die Frage nach dem Alter des Gewölbes lässt sich zumindest stark eingrenzen, denn seine Anlage
fällt frühestens in die Zeit des Baus der Festung auf dem Schlossberg, mit dem ab 1668
unter der Leitung des habsburgischen Baumeisters Elias Gumpp (1609-1676) begonnen wurde.15
Dabei kann es nicht um den Schutz der Wasserversorgung Freiburgs vor feindlichen Angriffen
gegangen sein, denn von allen größeren Belagerungen der Stadt ist überliefert, dass der
Gegner versucht hat, die Stadt von der Wasserversorgung abzuschneiden. So wurde im Juni
1644, im Juni 1648 und wieder bei den Belagerungen durch die französische Armee von 1713
und 1744 der Gewerbekanal von den Belagerern zeitweise gekappt.16
Das Projekt diente vor allem dem Schutz der Brauchwasserzufuhr vor den Baumaßnahmen
am und auf dem Schlossberg selbst. Viele Quellen berichten, dass die Auswirkungen des Festungsbaus
immer nachteiliger wurden. Wie misslich die Lage seit dem Beginn der Arbeiten war,
mögen zwei Nachrichten verdeutlichen: Im Jahr 1680 bezifferten die Mönche des Augustinerklosters
alleine die Schäden an ihren Reben unterhalb der Burghalde mit einer Gesamtsumme
von 4.270 Pfund, welche gäntzlich in ruin gerathen, wegen der neuen Und steinbrechen, so zu
Fortificirung der Statt, und Schlosses gebraucht werden}1 Und einige Zeit später beklagten sich
die Erben der Ballierer (Edelsteinschleifer) Michael Locherer und Franz Eck darüber, dass die
Schleifmühle seit 1687 wegen fordifficieren das schloß unndt abwerfen der steinen und grundt
vollständig zerstört worden sei.18 Wenig später wurde in einer Untersuchung festgestellt, dass der
Gewerbekanal zwischen 1679 und 1688 aufgrund der Festungsbaumaßnahmen insgesamt 257
Wochen, also insgesamt über fünf (!) Jahre ohne Wasser gewesen war - ein großes Problem,
sowohl für die produzierenden Gewerbe als auch für die Brauchwasserversorgung der Stadt.19
Vielleicht gab dies letztlich den Ausschlag dafür, den Bächlezulauf zu überwölben, denn auf
einem Festungsplan von 1698, der einen Querschnitt durch den Schlossberg wiedergibt, ist dies
dokumentiert.20
1677 wurde Freiburg durch französische Truppen besetzt und unter dem Festungsbaumeister
Sebastien Le Prestre de Vauban (1633-1707) zu einer modernen Festung ausgebaut. Nach
dem Ende des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1697 fiel die Stadt im Frieden von Rijswijk wieder an
das Haus Habsburg. Somit ist anzunehmen, dass die Überwölbung zwischen 1688, als die Klagen
über die Wasserversorgung ihren Höhepunkt erreichten, und dem Ende der französischen
Herrschaft 1697 durchgeführt wurde.
15 Im August 1668 begann man mit dem Bau eines neuen „Castells" auf dem Schlossberg (StadtAF, B5
XHIa Ratsprotokolle Nr. 92, fol. 130v (Sitzung vom 03.08.1668) und StadtAF, B2 Nr. 4 Copialbuch C, S.
274 ( Chronikalische Einträge von Stadtschreiber Franz Carl Vogel).
16 Franz Joseph Mone: Quellensammlung der Badischen Landesgeschichte, Bd. 2: Tagebücher des Thomas
Mallinger, Karlsruhe 1854, S. 597 und 604; Detlef Vogel: Die Belagerungen Freiburgs i. Br. während des
17. und 18. Jahrhunderts, in: Stadt und Festung Freiburg, Bd. 2: Aufsätze zur Geschichte der Stadtbefestigung
, hg. von Hans Schadek und Ulrich Ecker (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg
i. Br. 22/2), Freiburg 1988, S. 41-73, hier S. 65.
17 StadtAF, Cl Militaria 72 A (Fortifikation 1523-1676), Nr. 5. Diese Reben des Augustinerklosters gaben
dem heutigen „Augustinerweg" seinen Namen.
18 Ulrich Ecker: Wirtschafts- und Sozialgeschichtliches aus der Festungszeit, in: Stadt und Festung (wie Anm.
16), S. 145-167, hier S. 157 (nach: StadtAF, Cl Militaria 72 A Nr. 5 [alte Signatur: Cl Militaria 72 I Nr. 5]).
19 Ebd., S. 158.
20 Villinger (wie Anm. 3), S. 54 (nach: Stadt und Festung Freiburg, Bd. 1: Karten und Pläne zur Geschichte
der Stadtbefestigung, hg. von Josef Diel u. a. (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg i.
Br. 22/1), Freiburg 1988, S. 161.
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