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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2020/0072
Da die Baulichkeiten des ehemaligen „Tennenbacher Hofes" sehr begrenzt waren - siehe
Kaufvertrag -, stellt sich die Frage, ob diese den technologischen Erfordernissen einer fabrikmäßigen
Zichorienherstellung genügen konnten. Es soll daher zunächst auf die Gewinnung und
Zubereitung von Zichorie eingegangen werden, wobei im Folgenden die pflanzlichen Belange
mit „Cichorie", die Konfektionierung und Fertigprodukte mit „Zichorie" benannt werden.

Ausgangspunkt der Zichorie ist die Gemeine oder Gewöhnliche Wegwarte, Cichorium
Intybus, eine Pflanze der Familie der Korbblütler {Asteraceae), die in Deutschland zwischen
Juli und September mit hellblauen Blüten sichtbar und bevorzugt an Wegrändern verbreitet
ist.36 Während die Cichorie früher ausschließlich wegen der Wurzel-Nutzung im kulturmäßigen
Anbau stand, wird sie heute vorwiegend zur Erzeugung von Radicchio- und Chicoree-Sorten
für Salat kultiviert, letztere in dunklen Räumen, für die jedoch Wurzeln aus dem Freiland zur
Verfügung stehen müssen, die meist aus Frankreich und Belgien stammen.37 Die Art Cichoria
Endivia dient der feldmäßigen Erzeugung von Endiviensalat.

Der frühere Umfang des Anbaus von Cichorie ist statistisch kaum erfasst. Aus dem 19.
Jahrhundert liegen einige Daten vor, die zumindest ein Bild der Zichorienerzeugung in Baden
ermessen lassen.38 Danach lag die Anbaufläche Mitte der 1860er-Jahre bei kaum 1.000 ha -
ähnlich wie der Hopfen -, nahm aber bis 1884 auf 2.840 ha rasch zu. Im Vergleich mit anderen
Handelsgewächsen lag 1881 in Baden die Anbaufläche, bezogen auf eine Ackerfläche von
24.010 ha, von Zichorie bei 2.340 ha = 9,75 %, von Hopfen bei 2.530 ha = 10,54 %, von Hanf
bei 3.490 ha = 14,53 % und von Tabak bei 8.470 ha = 35,28 %.39 1898 stand Baden mit 15,9 %
Cichorienanbau nach Preußen an zweiter Stelle in Deutschland. Er umfasste in Baden noch
eine Fläche von rund 1.234 ha, wobei der größte Anteil im Bereich von Bretten mit 345 ha und
Eppingen mit 317 ha gelegen war. Die Preisgrenzen bewegten sich zwischen 2,5 und 4 M pro
100 kg. Im Amtsbezirk Freiburg war 1898 noch eine Fläche von 126 ha mit Cichorien bepflanzt
und es konnte eine Ernte von 25.630 t bei einem höchsten Hektarertrag von 203 t erzielt werden
(vgl. Tabelle 2).

36 Otto Schmeil/Jost Fitschen/Werner Rauh: Flora von Deutschland. Ein Hilfsbuch zum Bestimmen der
in Deutschland wildwachsenden und häufig angebauten Pflanzen, Heidelberg 641954, S. 369.

37 Zeitschrift GEMÜSE 2017/1, S. 52-54 und 58-60.

38 Moriz Hecht: Die Badische Landwirtschaft am Anfang des XX. Jahrhunderts, in: Volkswirtschaftliche
Abhandlungen der Badischen Hochschulen, Bd. VII, 1. Ergänzungsband, Karlsruhe 1903, S. 102 und 104
(Tabelle).

39 Beiträge zur landwirthschaftlichen Statistik im Großherzogthum Baden. Kartographische Darstellungen
in XIII Blättern, hg. vom Ministerium des Innern, Karlsruhe 1884, Tafel VI.

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