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Amtsbezirk
Fläche ha
Ertrag in 100 kg
vom ha im ganzen
Achern
9,7
162
1.570
Offenburg
75
104
7.770
Oberkirch
3,1
129
400
Lahr
25
179
4.470
Ettenheim
74
157
11.620
Emmendingen
98
219
21.460
Breisach
17
192
3.270
Freiburg
126
203
25.630
Staufen
2,4
138
330
Müllheim
2,4
79
190
Gesamt
432,6
1562
76.710
Tab. 2 Cichorienanbau in Südbaden 1898 (nach Hecht [wie Anm. 38], S. 104).
Fridolin Götz, Pfarrer in Nordweil bei Herbolzheim, beschreibt 1925 die Umstände der
Cichorienernte in seinen Erinnerungen aus der Kindheit in dem Kapitel „Zichorie und Tabak"
sehr anschaulich:40
„Ende Oktober war die Zichorienernte. Zuerst mähte man mit der Sense die Blätter
ab. Sie gaben ein gutes Viehfutter. Nachher wurden die langen, schlanken, weißen
Milchsaft bergenden Wurzeln mit zweizinkigen starken Karsten aus dem Boden gehoben
, abgeklopft und auf Haufen geworfen. Das besorgten die Männer. Die Frauen
und Mädchen aber schnitten, auf Schemeln sitzend, gleich auf dem Acker, die noch
übrigen Krautteile von den Wurzeln. [...] Die Wurzeln führte man hierauf vor das
Haus an den Dorfbach, schüttete sie in diesen hinein, nachdem er mit langen Dielen
zu einem kleinen See gestaut war, und stieß sie mit dem Rechen so lange darin herum,
bis sie ganz sauber waren. [...] Die weißen Wurzeln wurden jetzt mit breiten, wasserdurchlässigen
Schaufeln auf den bereitstehenden großen Leiterwagen geworfen und
hoch aufgetürmt, sodaß manchmal 50-70 Zentner auf einem Wagen waren. Noch in
der Nacht wurde die Ernte in das benachbarte Lahr zur Zichorienfabrik gefahren, wo
sich stets eine lange Schlange an Transportfahrzeugen bildete."
Fridolin Götz vermerkt ferner, dass es „infolge des vermehrten Anbaus Preisdrückereien
und Scherereien beim Verkauf" gab. 1894 sanken die Preise auf 1.60 M pro Zentner, sodass viele
Zichorieanbauer ihr „Heil im Tabakbau" suchten.
Der wohl früheste Beleg über die Nutzung von Cichorie als Kaffeesurrogat ist in den Leipziger
Sammlungen von 1756 enthalten: Cichorienwurzel oder Hindläuffte, item Wegwart, zum
Caffee zu gebrauchen, daß er ebenso wohlschmeckend als der ordentliche ist, so aussiehet und
riechet, dabey weit gesünder ist. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die ersten ausführli-
Fridolin Götz: Sonnenschein. Erinnerungen aus der Kindheit, Freiburg 1925, S. 90-98.
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