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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2020/0084
Ab den 1840er-Jahren bestand in Deutschland eine große Nachfrage nach moussierenden
Weinen bzw. Champagner, was sich auch in entsprechenden Anzeigen in den Tageszeitungen
bemerkbar machte. So inserierte im „Karlsruher Tagblatt" vom 19. Dezember 1844 das Weinhaus
Conrad Haagel: „Eine frische Sendung 1842er Markgräfler und Kaiserstühler mousseux
von Kuenzer & Comp, in Freiburg ist eingetroffen und zu haben." In einer weiteren Anzeige
vom 1. Januar 1854 ist zu lesen: „Kaiserstühler mousseux von Kuenzer & Com. in Freiburg,
schäumender Rheinwein, ächter französischer Champagner u. a ist in hervorragender Qualität
zu haben bei Conradin Haagel." Auch die Preise sind interessant: „Aechter Champagner-Wein,
die 1/1 Flasche fl. 2,42 und Champagner von Kuenzer & Co. 1/1 Flasche fl. 1,54." Vergleichbare
Preisdifferenzen finden sich in einer Annonce vom 3. Oktober 1853 von Joh. Ammon in Karlsruhe
, in der „1. Qualität Champagner von Chamoin & Comp, sowie Mumm & Com. jeweils zu
fl. 2,48, moussierender Rheinwein, Hochheimer (Sparkling-Hock) zu fl. 2,- und moussierender
Markgräfler 1. Qualität von Kuenzer & Comp, zu fl. 1,45, 2. Qualität von Kuenzer & Comp, zu
fl. 1,20" angeboten werden. Im „Großherzoglich Badischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt"
vom 2. Juni 1842 wurde als Ergebnis einer Verkostung von acht Flaschen Kuenzer'schen Sektes
durch die Zentralstelle des landwirtschaftlichen Vereins in Karlsruhe folgendes Fazit gezogen:

„Die Flasche 1840er Markgräfler moussierender Wein wurde als sehr mild, ohne irgend
einen Beigeschmack vortrefflich gefunden. Der 1840er Kaiserstühler Wein erhielt
sehr großen Beifall und erschien vorzugsweise geeignet, den wirklichen Champagner
zu ersetzen. Allgemein wurde überdies anerkannt, daß die Bereitung und die
Behandlung der moussierenden Weine durch Hrn. Kuenzer in jeder Beziehung mit
großer Sorgfalt geschehen ist."

Auf Betreiben des Direktors der Zentralanstalt wurde daraufhin durch Markgraf Wilhelm von
Baden dem Fabrikanten Kuenzer die große landwirtschaftliche Verdienstmedaille zuerkannt.

Bei Werbeanzeigen für Kuenzer'schen moussierenden Wein oder Champagner wies man
immer wieder darauf hin, dass die hierfür verwendeten Grundweine aus besten Kaiserstühler
und Markgräfler Reblagen stammen. Dies belegt z. B. in den Jahren 1839 bis 1843 sowie 1845
der Kauf von 396 Ohm, entsprechend 594 hl Ihringer Fohrenberger Most zur Champagnerbereitung
vom Weingut des Johann Baptist Hau in Breisach, der sich für die Ausbreitung des Weinbaus
auf den vorteilhaften Vulkanböden des Kaiserstuhls besonders verdient gemacht hat.73
Hier stellt sich natürlich auch die Frage, wer in der Kuenzer'schen Champagnerfabrik fachlich
für die Wein- und komplizierte Sektbereitung verantwortlich war. Möglicherweise war diese
verantwortungsvolle Aufgabe dem Kellermeister Joseph Wagner anvertraut, der mit Katharina
(*1795), der Stiefschwester von Franz Xaver Kuenzer, verheiratet war. Dass zwischen Franz Xaver
Kuenzer und Joseph Wagner eine engere Bindung bestand, geht außerdem aus der Tatsache
hervor, dass letzterer in der kirchlichen Todesanzeige von Franz Xaver Kuenzer 1863 als Zeuge
genannt wird.

Wenn man sich das aufwendige Verfahren zur Herstellung von Champagner unter den Bedingungen
des 19. Jahrhunderts vergegenwärtigt (Beschaffung des erforderlichen Mostes bzw.
Weines, geeignete druckfeste Flaschen74, Korken und Agraffen, Vereisung der Flaschenköpfe

Günter Schruft: Die Geschichte der Veredelung des Weinbaus auf Vulkanböden im Kaiserstuhl/Baden
(Schriften zur Weingeschichte 186), Wiesbaden 2015, S. 69.

Was die Herstellung spezieller, druckfester Champagnerflaschen betrifft, so gibt Hachenberger interessante
Hinweise über Probleme, welche die 1758 gegründete Glashütte in Buhlbach bei Baiersbronn
im nördlichen Schwarzwald zu lösen hatte, um zufriedenstellende Ware herstellen zu können. Auch

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