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Sohn Gustav hatte wegen seines kranken Zustandes Sonderregelungen mit der Auflage an seine
Geschwister, für ihn lebenslang zu sorgen. Als Haupterbe übernahm der Sohn Heinrich die
Aufgaben seines Vaters zu einer Zeit, als die Zichorien-, Champagner- und Essigfabrik sowie
die Weinhandlung florierten. Auf diese Weise konnte er auch seinen Schwager Franz Xaver Ku-
enzer entlasten, der sich neben der Firma ab 1835 außerdem als Mitbegründer und 1. Präsident
die neue „Handlungskammer" (ab 1842 als „Handelskammer" bezeichnet) hervortat und diese
Funktion erst im Laufe der 1848er-Revolution aufgab.81 Am 21. Mai 1840 heiratete Heinrich
Kuenzer Maria Leontine Pyhrr (* 16. Mai 1822), Tochter des Stadtrats und Kopfwirts Franz
Xaver Pyhrr, womit zwei nicht gerade „arme" Freiburger Familien eine Verbindung eingingen.
Erstes Kind war der Sohn Heinrich Jakob (* 25. Juli 1841), der am 20. Mai 1873 die Freiin Ida
von Beust heiratete.82 Heinrich Kuenzer verstarb bereits mit 46 Jahren am 2. Januar 1887 und
hinterließ seine Witwe Ida und zehn Kinder. Es ist überliefert, dass Ida von bewundernswerter
Energie und eine fürsorgliche Mutter war. Gleichzeitig beschäftigte sie sich aber auch unternehmerisch
. In ihrer starken religiösen Verbundenheit zur katholischen Kirche und aus sozialer
Verantwortung wurde sie eine großherzige Begründerin von zahlreichen karitativen Einrichtungen
in Freiburg und in Deutschland, zum Teil gemeinsam mit dem Caritasgründer Lorenz
Werthmann (1858-1921).83 Bekanntester Nachfahre ist ihr ältester Sohn Dr. Richard Kuenzer
(*6. September 1875), der als Jurist und Diplomat im auswärtigen Dienst war, als Widerstandsbeteiligter
gegen das Naziregime festgenommen, im Konzentrationslager Ravensbrück inhaftiert
und am 23. April 1945 hingerichtet wurde. Ihm zu Ehren trägt in Freiburg die Querstraße
am Ende der Dreikönigstraße Richtung Sternwald die Bezeichnung „Richard-Kuenzer-Straße
".84 Die Söhne Hermann (*1876) und Bruno (*1884) traten aufgrund der ererbten Anteile ihres
Großvaters Heinrich in die Knopffabrik Risler ein. Die Mutter Ida starb am 12. Juli 1926 im
Kreis ihrer Kinder in ihrer Villa in der Dreikönigstr. 12 (Abb. 9) und liegt auf dem Freiburger
Hauptfriedhof begraben.
Abb. 9
Die Villa Kuenzer in der Dreikönigstr. 12 in
Freiburg (Foto: Günter Schruft, Mai 2019).
Boll/Huggle (wie Anm. 57), S. 66.
Ida von Beust war die Tochter des adligen Ludwig von Beust und der Stephanie Stutz. Siehe zur Familie
Stutz: Friederike Hoffman-Klein: Das Wentzingerhaus in Freiburg - 100 Jahre im Besitz der Familie
Stutz, in: Schau-ins-Land 136 (2017), S. 95-121.
Hans-Josef Wollasch: Ida Kuenzer, in: Badische Biographien NF 5, hg. von Fred Ludwig Sepaintner,
Stuttgart 2005, S. 163-165.
Uwe Schellinger: Richard Kuenzer, in: Badische Biographien (wie Anm. 83), S. 165-167.
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