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Tragende Verbindungen -
Heinrich Brenzinger und Felix Ganz im Ersten Weltkrieg

Von

Sandra Lipner

Heinrich Brenzinger (1879 in Freiburg-1960 ebd.), Bauunternehmer und Pionier des Stahlbetonbaus
in Freiburg, und Felix Ganz (1869 in Mainz-1944 in Auschwitz), Importeur und
Fabrikant von wertvollen Teppichen und Inneneinrichtungsgegenständen in Mainz, trugen wesentlich
zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben ihrer Heimatstädte bei und wurden
dafür mit dem Ehrentitel des Kommerzienrats und anderen Auszeichnungen gewürdigt.1 Durch
Heinrichs Heirat mit Felix' Nichte Annemarie 1905 (vgl. Abb. 1) waren sie miteinander verwandt
und standen in engem Kontakt zueinander. Die Hauptstationen der beiden Lebensläufe
verliefen trotz der zehn Jahre Altersunterschied auffallend ähnlich, und die entsprechenden
Kommentare in den Briefen der beiden Männer zu diesen Ereignissen lassen auf eine inspirierende
Konkurrenz untereinander und eine beflügelnde Wertschätzung der damit verbundenen
Anstrengungen schließen. Beide waren an den im Wachstum begriffenen Familienbetrieben
ihrer Väter beteiligt und hatten ähnlich ambitionierte Pläne für die Zukunft ihrer Unternehmen.
Heinrich Brenzinger war seit 1905 Teilhaber der Firma Brenzinger & Cie., die sein Vater Julius
Brenzinger 1872 in Freiburg gegründet hatte, und Felix Ganz leitete ab 1901 die Firma Ludwig
Ganz, die sein Vater 1873 als Bankgeschäft und Geschäft für Teppiche und Möbelstoffe eröffnet
hatte. Felix Ganz wandelte seine Firma 1913 in eine Aktiengesellschaft um, ein Schritt, den sein
ältester Bruder Theodor angesichts der angespannten geopolitischen Lage missbilligte, während
Heinrich, dessen Schwiegersohn, ihn mit Interesse verfolgte. Im selben Jahr wurden Heinrichs
neuartige Konstruktionslösungen, wie z. B. die freigespannte Decke für den großen Hörsaal im
Kollegiengebäude der Freiburger Universität und seine Ausführung der Eschholzbrücke über
die Dreisam, von der Deutschen Bauzeitung gewürdigt und man wählte ihn zum Mitglied des
Kollegiums der Industrie- und Handelskammer Freiburg. Auch ein großes Interesse an Kunst in
der Form von Gemälden, Teppichen und Stoffen verband die beiden miteinander.

Den Ersten Weltkrieg verbrachte Heinrich Brenzinger an der Front, was für ihn, wie für viele
Männer seiner Generation, zu einem Urerlebnis wurde, das seine politische Meinung und seinen
weiteren Lebenslauf maßgeblich mitbestimmte. Für Felix Ganz, der als Jude geboren wurde
und wahrscheinlich zum Protestantismus konvertierte,2 wurde der Krieg zur Zerreißprobe, u. a.

Die Autorin ist die Urenkelin von Heinrich Brenzinger. Felix Ganz ist ihr Ur-Ur-Großonkel.
Vgl. Renate Liessem-Breinlinger: Heinrich Brenzinger 1879-1960. Ingenieur, Unternehmer, Historiker.
Biographie eines Freiburgers, in: Schau-ins-Land (1990), S. 165-177; Adam Ganz: Felix Ganz - Teppichhändler
, Kunstliebhaber und MAV-Mitglied, in: Eine Zeitreise in 175 Geschichten. Der Mainzer Altertumsverein
1844-2019, hg. von Wolfgang Dobras (Mainzer Zeitschrift 114), Oppenheim 2019, S. 186f.
Das Datum von Felix' Konversion ist schwer zu bestimmen. Bei der Geburt seiner drei Kinder 1896,
1898 und 1900 wurde seine Konfession im städtischen Geburtenregister als „israelitisch" geführt. Auf
den Austrittslisten der jüdischen Gemeinde in Mainz erscheint sein Name nicht, gleichzeitig steht er aber
auch nicht auf der Liste der Gemeindemitglieder. Die relevanten Kirchenbücher existieren nicht mehr,
sodass seine Taufe aufgrund seiner eindeutig christlichen Religiosität nicht belegt werden kann.

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