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Eingotrageno Genossenschaft mit beschrankter Haftpflicht in Mainz.

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S< - -rj nr 7t Ftfn^wfw Mr. 021.

Abb. 8 Brief von Felix Ganz an Theodor Ganz mit dem Briefkopf der Kriegs-Kreditkasse Mainz vom

2. Oktober 1914 (Privatsammlung Heinrich Brenzinger).

Felix wusste, dass er 1915 zuletzt auf der Liste des ältesten Jahrgangs stand,21 und es gelang
ihm durch wiederholte RückStellungsgesuche und Reklamationen seine Einberufung immer
wieder aufzuschieben, vielleicht weil seine Beteiligung an den Kriegsanstrengungen an der
Heimatfront immer konkreter wurde. 1915 bildete er in Darmstadt beim Feldartillerie-Regiment
Nr. 61 Rekruten aus; überrascht gab er zu, dass er den Dienst als Erholung empfand, die ihm
nach 25-jähriger Kopfarbeit gut tat.22 Da er felddienstfähig war, erwartete er im Februar an die
Front zu kommen, wurde aber auf Reklamation bis zum 15. Mai zurückgestellt. Gertrud sorgte
Felix' bevorstehender Einsatz sehr, weil er doch so gar nicht trainiert sei.23 Gleichzeitig schrieb
sie ganz patriotisch an Heinrich, es müsse wundervoll sein, so jung wie Du mithelfen zu dürfen
am großen Werk, Felix könnte aber doch auch hier dem Vaterland nützen !24 Felix verbrachte
auch den Sommer 1915 noch in Mainz, war sich aber klar\ jetzt wo man Leute braucht, wird mifs
wohl nicht geschenkt^ Obwohl der Krieg für Deutschland und seine Verbündeten 1915 insgesamt
positiv verlief, war kein Ende der Kampfhandlungen in Sicht, und Felix' Einschätzung
seiner Aussichten galt für alle über 40-Jährigen.26

Da seine Firma eine Niederlassung in Berlin hatte und er Kontakte zu Regierungs- und
Wirtschaftsmitgliedern pflegte, war Felix über das Kriegsgeschehen gut informiert und gab
dieses Wissen an Theodor und Heinrich in Briefen weiter, die kein Zeichen von Zensur erkennen
lassen. 1915 erfuhr er z. B. durch Paul Rohrbach, der im Reichsmarineamt arbeitete,
dass England im Mai ein Friedensangebot gemacht hatte, das es zur Rückgabe aller Kolonien,
zum Verlassen von Tientsin und zu Geldzahlungen verpflichtet hätte, wenn Deutschland
Belgien heraus [gQ]geben hätte.27 Er schickte ohne Vorbehalte streng vertraulich eine Kopie
eines Dokuments aus dem Generalstab an Theodor und Heinrich und hoffte ihnen damit ein
Vergnügen zu machen.28 Auch Heinrich schrieb offen und berichtete des Öfteren im Detail
über die Anlage deutscher Verteidigungsanlagen, kommentierte politische Entwicklungen und
berichtete immer wieder kritisch über die Kampferfolge seiner Einheit und die Vorgehensweise

21 Brief von Felix Ganz an Heinrich Brenzinger vom 22. Januar 1915.

22 Ebd.

23 Brief von Gertrud Ganz an Heinrich Brenzinger vom 2. April 1915.

24 Ebd.

25 Brief von Felix Ganz an Adele Ganz vom 6. August 1915.

26 Vgl. z. B. Roger Chickering: Das Deutsche Reich und der Erste Weltkrieg, München 2002, S. 74f.

27 Brief von Felix Ganz an Theodor Ganz vom 22. Juni 1915.

28 Ebd.

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