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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2020/0110
Trotzdem bewertete Heinrich die Aufgaben und Möglichkeiten, die der Krieg ihm bot,
positiv. Ab Februar 1918 unterstanden ihm zwei Staffeln in zwei Divisionsabschnitten, d. h.
über 2000 Mann u. ebensoviel Pferde, darunter zu seiner Freude auch viele Freiburger aus der
Artillerie-Munitionskolonne 7 des XIV. Armee-Korps. Er verhandelte mit den Generalstäblern
und den Artillerie-Kommandeuren von drei Divisionen und berichtete mit Stolz, wenn ich mein
Inventar zusammenstelle, so sind es Millionen, die mir anvertraut sind.61 Das Gefühl, dass seine
Kerls, wie er die Soldaten nannte, seine Schutzbefohlenen waren, prägte sein Verhältnis zu
ihnen und zeichnete auch seine Beziehungen zu den Angestellten der Firma Brenzinger nach
dem Krieg aus. Dieses Pflichtgefühl machte es ihm möglich, bis über das Kriegsende hinaus
weiterzudienen, denn trotz eines förmlichen Antrags seines Vaters, ihn zur Leitung der Firma
schon im Juli 1918 vom Militärdienst freizustellen, wurde Heinrich erst am 16. November 1918
aus der Armee entlassen.

Felix Ganz

Seit Anfang September 1916 verbesserte sich auch Felix' Situation deutlich. Seine Einheit wurde
in Richtung Belgien verlegt, und Ende des Monats berichtete er Heinrich fast bedauernd von
dem großen Unterschied zwischen dem Stellungskampf in Verdun und dem Kampf an seiner
Feuerstellung im Champagnedreck, der nur in der blöden Minenwerferei bestehe.68 Gleichzeitig
bewertete Heinrich Felix' Lage in einem Brief an Theodor weiterhin als schwierig. Seine
Beschreibung zeigt zum einen die Schwierigkeiten des Kriegsalltags allgemein und hebt zum
anderen auch den Unterschied zwischen seinem und Felix' Kriegserleben hervor:

Er hat ja als Unteroffizier wahrhaftig nichts zu lachen [...]. Monatelang keine
Bettwäsche, in Dreck u. Speck mit den Mannschaften zusammen hausen, ohne Gepäck,
nur was in die Pferdepacktaschen geht u. nur einen Anzug, den er auf dem Leib hat,
sich alles selber machen und keine Bequemlichkeit, die wir alle im Frieden so selbstverständlich
hinnehmen, zu haben! [...] wo gibts hier eine saubere Waschschüssel
oder gar sauberes Waschwasser. Das Wasser für die Feldküche holen wir 2 V2 km
weit. Kleider, Mantel u. Stiefel sind voll Lehm u. was man angreift voll Dreck, von der
Nervenprobe gar nicht zu reden, wenn es heißt zwischen den platzenden Granaten in
Stellung zu fahrend

Ein erneutes Versetzungsgesuch von Kommerzienrat Bamberger70 zusammen mit einem
Erlass Ludendorffs über ältere Kriegsteilnehmer führte 1917 zum Erfolg. Felix wurde im Januar
nach Harprich in Lothringen (Lorraine) bei Mörchingen (Morhange) versetzt und wechselte
im Februar nach Zabern (Saverne), wo er Leiter des Kriegerheims wurde und wie im Himmel
absolut selbständig arbeitete.71 Er freute sich über das Glück, in einem wirklichen Zimmer im
Bahnhofhotel zu wohnen und vor allem zunächst nicht in Feuerstellung zu müssen und keine

Brief von Heinrich Brenzinger an Theodor Ganz vom 24. Februar 1918.
Brief von Felix Ganz an Heinrich Brenzinger vom 21. September 1916.
Brief von Heinrich Brenzinger an Theodor Ganz vom 28. Dezember 1916.

Wahrscheinlich ist Franz Bamberger (1855-1926, Bankier und Politiker im Großherzogtum Hessen) gemeint
.

Brief von Felix Ganz an Annemarie Brenzinger vom 8. Februar 1917.

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