http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2020/0113
Von der katholischen Universitätstheologie zur christlichen
Welt Wissenschaft
Engelbert Krebs und seine Weltreise 1927
Von
Rebecca Schröder
Die auswärtige Kulturpolitik der Weimarer Republik nach dem
Wissenschaftsboykott des Ersten Weltkriegs
Aufgrund der Erfahrung von Propaganda und Kulturpolitik im Ersten Weltkrieg hatte sich die
Einstellung des Deutschen Reiches gegenüber der auswärtigen Kulturpolitik erheblich verändert
und dieser eine erhöhte Bedeutung zukommen lassen. Nach einem lang anhaltenden „Krieg
der Geister"1 hatten die Westmächte unter Federführung Frankreichs neue internationale Verbände
gegründet, als deren Dachgesellschaften für die Naturwissenschaften der „Conseil international
des recherches" und für die Geisteswissenschaften die „Union Academique Internationale
" bestimmt wurden, und nach deren Bestimmungen die deutschen wissenschaftlichen
Körperschaften bis in das Jahr 1931 von internationalen Zusammenschlüssen ausgeschlossen
bleiben sollten.2 Dies stellte nicht nur eine Behinderung der deutschen Forschungsarbeit dar,
sondern war vor allem „Ausdruck der Bestrafung und Demütigung, als welcher er in Deutschland
auch empfunden wurde" und war somit gewissermaßen „Nebenschauplatz der Kriegsschulddebatte
".3 Im Jahr 1920 wurde daraufhin eine kulturpolitische Abteilung im Auswärtigen
Amt gegründet, zu deren primären Aufgaben die Wiederaufnahme „geistiger Zusammenarbeit"
und die Reintegration deutscher Wissenschaft in die internationale Gelehrtengemeinschaft gehörte
.4 In diesem Kontext wurden besonders deutsche Wissenschaftler gefördert, die unmittelbar
nach Ende des Ersten Weltkriegs zu Vortragsreisen ins Ausland gebeten wurden, um
dort ihre Forschungsergebnisse vor dem internationalen Fachpublikum zu präsentieren.5 Diese
Einladungen erfolgten durch wissenschaftliche Gesellschaften, die den Boykott der deutschen
Wissenschaft nicht unterstützt oder sich mit der Zeit öffentlich von den Bestimmungen der in-
1 Rüdiger vom Bruch: Geistige Kriegspropaganda. Der Aufruf von Wissenschaftlern und Künstlern an die
Kulturwelt, in: Themenportal Europäische Geschichte 2006 (www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-
1363).
2 Vgl. Manfred Abelein: Die Kulturpolitik des Deutschen Reiches und der Bundesrepublik Deutschland:
Ihre verfassungsrechtliche Entwicklung und ihre verfassungsrechtlichen Probleme (Ordo Politicus 8),
Köln u. a. 1968, S. 24. Vgl. Margit Szöllösi-Janzen: Fritz Haber: 1868-1934. Eine Biographie, München
1998, S. 113.
3 Ebd., S. 582.
4 Vgl. ebd., S. 23.
5 Vgl. Gabriele Metzler: Deutschland in den internationalen Wissenschaftsbeziehungen 1900-1930, in:
Gebrochene Wissenschaftskulturen. Universität und Politik im 20. Jahrhundert, hg. von Michael Grütt-
ner u. a., Göttingen 2010, S. 55-82, hier S. 79.
113
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2020/0113