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ternationalen Dachgesellschaften distanziert hatten.6 Unter den angesprochenen Wissenschaftlern
befanden sich Vertreter aller fachlichen Disziplinen: Neben Geistes-, Sozial, Rechts- und
Wirtschaftswissenschaftlern wurden Gelehrte aus den naturwissenschaftlichen Fächern, vornehmlich
der Medizin eingeladen.7 In diesem wieder einsetzenden internationalen Austausch
waren die verschiedenen Disziplinen unterschiedlich stark vertreten. Generell stand aber der
Großteil der deutschen Professorenschaft der Weimarer Republik ablehnend gegenüber; der verlorene
Krieg, die Revolution von 1918/19 und der Friedensschluss wurden als Schande für die
deutsche Nation empfunden.8 Dementsprechend wurden die Vortragsreisen auch genutzt, um
gegenüber den geistigen Eliten des Auslands die im Versailler Vertrag fixierte These von der
Alleinschuld Deutschlands am Ausbruch des Weltkrieges zu entkräften. Um zu verhindern,
dass deutsche Professoren während ihrer Vortragsreisen allzu offensichtlich eine deutsche Propaganda
verfolgten, riet ihnen die kulturpolitische Abteilung des Auswärtigen Amtes im Vorfeld
zur Zurückhaltung.9 Zudem sollten die deutschen diplomatischen Vertretungen im Ausland
die Gelehrten während ihres Auslandsaufenthaltes betreuen.10 Vielmehr versprach man sich von
den Vortragsreisen deutscher Wissenschaftler, dass diese „zur Schaffung und Festigung des
allgemeinen Vertrauens in die deutsche Aufrichtigkeit, maßvolle Einsicht und Friedfertigkeit
zu leisten im Stande waren". Sie sollten dazu beitragen, „im neutralen Ausland wieder Fuß zu
fassen, die gegnerischen Verdächtigungen ad absurdum zu führen und selbst die geistige Elite
der ehemals feindlichen Länder durch eine versöhnliche Haltung zu gewinnen".11

Albert Einstein, Fritz Haber, Ludwig Aschoff und Hans Driesch -
Die Vortragsreisen deutscher Wissenschaftler in die USA und nach Japan

Während die westeuropäischen Länder große Zurückhaltung gegenüber Deutschland pflegten,
wurden deutsche Wissenschaftler bereits wenige Jahre nach Kriegsende zu längeren Vortragsreisen
in die USA und Japan eingeladen. Im Vergleich zu den nach langen Jahren des Krieges
ausgezehrten europäischen Ländern verfügten die USA nach dem Ersten Weltkrieg über finanzielle
Ressourcen, die ihnen eine Sonderstellung in Europa und im pazifischen Raum ermöglichten
. Deutsche Gelehrte konnten insbesondere von den US-amerikanischen Stiftungen - z. B.
der im Jahr 1913 gegründeten Rockefeller-Stiftung - profitieren, die ihr Engagement in Europa
erheblich intensivierten.12 Auch mit Japan kam es früher als mit den westeuropäischen Ländern
zur Aufnahme wissenschaftspolitischer Beziehungen, sodass nach dem Ersten Weltkrieg eine
neue Seite der deutsch-japanischen Kontakte aufgeschlagen werden konnte. Einen besonderen

6 Vgl. Ludwig Aschoff: Über internationale Kultur- und Wissenschaftsbestrebungen, Sonderdruck aus:
Vorträge über Pathologie, gehalten an den Universitäten und Akademien Japans im Jahre 1924, Jena
1925.

7 Vgl. Metzler (wie Anm. 5), S. 79.

8 Vgl. ebd., S. 70.

9 Vgl. Brigitte Schröder-Gudehus: Deutsche Wissenschaft und internationale Zusammenarbeit 1914-
1928: Ein Beitrag zum Studium kultureller Beziehungen in politischen Krisenzeiten (Institut de hautes
etudes internationales 172), Diss., Genf 1966, S. 218.

10 Vgl. ebd., S. 218.

11 Ebd., S. 217.

12 Vgl. Metzler (wie Anm. 5), S. 80.

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