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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2020/0115
Glücksfall stellte die Ernennung des Indologen und Juristen Wilhelm Solf13 (1868-1936) zum
ersten deutschen Botschafter in Tokio nach dem Ersten Weltkrieg dar: Ihm gelang es, die bilateralen
Beziehungen zwischen Japan und Deutschland wiederherzustellen, wobei er die Pflege der
gegenseitigen kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen zum Hauptinstrument deutscher
Außenpolitik in Tokio machte.14

In der Weimarer Republik gab es nun deutsche Professoren, die Einladungen aus den Vereinigten
Staaten und Asien bekamen und die ihre Vortragsreise zu Weltreisen erweiterten: Zu ihnen
zählten der Physiker Albert Einstein (1879-1955). Obwohl Einstein aufgrund seiner Schweizer
Staatsangehörigkeit nicht als typischer Vertreter' deutscher Wissenschaft geltend gemacht
werden kann, sind seine zahlreichen Auslandsreisen vom Auswärtigen Amt als auch von der
deutschen Öffentlichkeit als eine Demonstration des Ansehens der deutschen Wissenschaft gedeutet
worden. Insbesondere seine Japanreise 1922/23 erregte internationales Aufsehen, da er
während dieser von der Verleihung des Nobelpreises für Physik erfuhr und danach umso mehr
gefeiert wurde.15 Einsteins Gespräche über seine Erfahrungen und Erlebnisse während seiner
Weltreise bewirkten, dass sein Berliner Kollege, der lange Zeit als „Vater des Gaskriegs" geächtete
Chemiker Fritz Haber (1868-1934), der sich nach 1918/19 verstärkt der Wissenschaftsförderung
zugewandt und die „Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft" ins Leben gerufen
hatte, ebenfalls Einladungen zu Vorträgen in die USA und nach Japan annahm.16 Der Freiburger
Mediziner Ludwig Aschoff (1866-1942), der bis heute als renommiertester deutscher Pathologe
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gilt, leistete mit seinem Auslandsaufenthalt einen wertvollen
Beitrag zur Wiederherstellung der internationalen Anerkennung der deutschen Medizin.
Mit seinem Engagement legte er einen Grundstein für die Pflege der deutsch-japanischen Wissenschaftsbeziehungen
, denn nach ihm unternahmen auch der Freiburger Ophthalmologe Karl
Theodor Axenfeld (1867-1930) und der Pathologe Franz Büchner (1895-1991) Vortragsreisen
nach Japan.17 Der vierte Weltreisende war der Philosoph Hans Driesch (1867-1941). Durch seine
Schriften und Vorträge über die „Entelechie", nach der jedem Organismus eine Ganzheitskausalität
zu Grunde lege, war Driesch nicht nur deutschlandweit, sondern international bekannt
geworden, sodass er auf Vorschlag des bekannten Jenaer Philosophen und Nobelpreisträgers
Rudolf Eucken (1846-1926) eine neunmonatige Gastprofessur in Peking annahm. Seine Chinareise
von 1923 begann sich jedoch schon bald zu einer Weltreise auszuweiten, die ihn zu Vorträgen
in das benachbarte Japan und in die Vereinigen Staaten von Amerika führte.18

Zu Wilhelm Solf vgl. Masako Hiyama: Wilhelm Solf (1862-1936), in: Brückenbauer. Pioniere des japanisch
-deutschen Kulturaustausches, hg. vom japanisch-deutschen Zentrum und Verein der japanisch
-deutschen Gesellschaft in Tokio, Berlin 2005; Eberhard von Vietsch: Wilhelm Solf. Botschafter
zwischen den Zeiten, Tübingen 1961; Ders.: Wilhelm Solf. Botschafter in Japan 1860-1973, Tokio 1974.
Vgl. Szöllösi-Janzen (wie Anm. 2), S. 561 f.

Vgl. Jürgen Neffe: Einstein. Eine Biographie, Hamburg 2005, S. 293; Thomas Levenson: Albert Einstein.
Die Berliner Jahre 1914-1932, München 2003.

Vgl. Dietrich Stoltzenberg: Fritz Haber. Chemiker, Nobelpreisträger, Deutscher, Jude. Eine Biographie,
Weinheim u. a. 1998.

Vgl. Cay-Rüdiger Prülll: Ludwig Aschoff (1866-1942): Wissenschaft und Politik in Kaiserreich, Weimarer
Republik und Nationalsozialismus, in: Medizin und Nationalsozialismus: Die Freiburger medizinische
Fakultät und das Klinikum in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich", hg. von Bernd
Grün (Medizingeschichte im Kontext 10), Frankfurt a. M. u. a. 2002, S. 92-118; Eduard Seidler/Peter
Ackermann: Freiburg und die japanische Medizin: Reiseberichte von Ludwig Aschoff, Theodor Axenfeld
, Franz Büchner, Freiburg 1986.

Vgl. Aloys Wenzl: Driesch, Hans Adolf Eduard, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 4, hg. von der Historischen
Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1959, S. 125f.; Hans

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