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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2020/0119
Obwohl Krebs der einzige katholische Theologe innerhalb der Weimarer Republik war, der
zu Vortragsreisen durch Nordamerika und Asien aufgebrochen war, wurde die Weltreise - wie
auch sein politisches Engagement innerhalb der badischen Zentrumspartei als Ganzes - von
seinem Freiburger Kollegenkreis nicht entsprechend gewürdigt. Insbesondere von Professoren
der älteren Generation, die eine ablehnende Distanz zum politischen Katholizismus aufwiesen,
wurden Krebs' Aktivitäten als unwissenschaftlich und unpriesterlich36 wahrgenommen. Sowohl
in der Junghanns-Biographie über Engelbert Krebs aus dem Jahr 1979 als auch in lebensgeschichtlichen
Darstellungen älterer und jüngerer Zeit wird sein Auslandsaufenthalt entweder
gar nicht oder nur am Rande erwähnt. Die wenigen Beiträge, in denen die Weltreise thematisiert
wurde, konnten folglich kein kohärentes Bild davon zeichnen: Im Eintrag über Engelbert
Krebs im „Necrologium Friburgense" wird die Reise als Symbol für seinen weltoffenen Charakter
gedeutet.37 Im „Oberrheinischen Pastoralblatt" wird sie als „Pilgerfahrt" bezeichnet, die er
„mit wachem Auge und mit werbender Liebe gemacht hatte".38 Andere nannten Krebs aufgrund
seines einjährigen Auslandsaufenthaltes und seiner gleichzeitigen Zurückgezogenheit in seiner
Klausenhütte in Sankt Märgen im Schwarzwald einen „weltmännischen Einsiedler".39 Für
Thomas Rüster entspringt die Weltreise Krebs' theologischem Interesse für Fragen der Caritas
und der christlichen Mission, Claus Arnold betrachtet sie ausschließlich unter „nationalem Vorzeichen
".40 Die vorliegende Studie soll deswegen die Weltreise in den wissenschaftspolitischen
Kontext der Weimarer Zeit einordnen und der Frage nachgehen, ob sie als Beitrag zur Internatio-
nalisierung der katholisch-theologischen Wissenschaft und zur Entfaltung einer internationalen
„scientific Community" beigetragen hat. Auch die deutsche katholische Universitätstheologie,
die im Zuge des Reformkatholizismus bzw. Modernismus um 1900 von globalen theologischen
Netzwerken profitierte, war vom Abbruch wissenschaftspolitischer Beziehungen im Zuge des
Ersten Weltkriegs betroffen gewesen.41 Darüber hinaus lässt sich fragen, ob die Vortragsreisen
per se als Beitrag zur Annäherung der Völker oder - um es mit den Worten des New Yorker
Prälaten Friedrich Schlatter zu sagen - zur Versöhnung der Völker bzw. zum Völkerfrieden vom
katholischen Standpunkte verstanden werden können.42

UAF, C126/7, Stichwort „Theologische Professuren".

Vgl. Linus Bopp: Dr. Engelbert Krebs, in: Freiburger Diözesanarchiv 71 (1951), S. 260-265, hier S. 261.
Friedrich Stegmüller: Engelbert Krebs (1881-1950), in: Oberrheinisches Pastoralblatt 52 (1951), S. 10-
19, hier S. 16.

Kerstin Bütow/Siegfried Rombach: Sankt Märgen. Eine Spurensuche. Zehn Begegnungen, St. Märgen
2004, S. 131-139, hier S. 133. Zur Klausenhütte siehe auch Werner Heiland-Justi: ,Weinreisen' mit Engelbert
Krebs, in: Schau-ins-Land 137 (2018), S. 153-168.

Rüster (wie Anm. 30), S. 318; Claus Arnold: Von der Modernismuskrise zum Nationalsozialismus.
Engelbert Krebs (1881-1950) in kirchlichen und universitären Konflikten, Vortrag in der Katholischen
Akademie Freiburg am 7. Oktober 2000 [in Vorbereitung], S. 11.

Vgl. Claus Arnold: Die nationalisierte Theologie und die internationalen katholischen wissenschaftlichen
Kongresse (Paris 1888, 1891, Brüssel 1894, Fribourg 1897 und München 1900), in: Transnationale
Dimensionen wissenschaftlicher Theologie, hg. von Claus Arnold und Johannes Wischmeyer (Veröffentlichungen
des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Abt. für Abendländische Religionsgeschichte
, Beiheft 101), Göttingen 2013, S. 37-52, hier S. 38-40 und 52.
UAF, C126/575, Schlatter an Krebs vom 27.09.1926.

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