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In der Zwischenzeit war der aus Birkendorf im Schwarzwald stammende Prälat Friedrich
Schlatter45 (1878-1927), der die Zweigstelle des deutschen Bonifatius Vereins in New York leitete,
zu Gast in Freiburg und stellte Krebs - als dieser ihm von seinen Reiseplänen erzählte - spontan
in Aussicht, für ihn ebenfalls eine Vortragsreise durch die Vereinigten Staaten zu organisieren.46
Überzeugt davon, dass die Vortragsreise vornehme Propaganda für das deutsche Ansehen sein
würde,47 schrieb Krebs an das Auswärtige Amt mit der Bitte, sich grundsätzliche zu den Vorschlägen
des Abtbischofs aus Wönsan zu äußern, worauf dieses bald darauf eine finanzielle
Unterstützung der Reise zusagte.48 Die positive Rückmeldung ist sicherlich ebenfalls auf Abtbischof
Sauer zurückzuführen, der sich persönlich an den deutschen Botschafter in Tokio, Wilhelm
Solf, gewandt hatte, der die Anfrage vom Auswärtigen Amt wärmstens befürwortete.49 So
wurde aus dem Vorhaben, die Ostasienfahrt über Nordamerika zu unternehmen, Wirklichkeit.
Davon begeistert erklärte der mit Krebs befreundete Freiburger Oberbürgermeister Karl Bender
(1885-1960) spontan seine Bereitschaft, das Vorhaben durch einen Beitrag der Stadt Freiburg
finanziell zu unterstützen.50 Dieses Verhalten steht beispielhaft für den Versuch nicht nur der
Universität, sondern auch der Stadt, in den Jahren nach 1923 mit allen Mitteln den geringen
Bekanntheitsgrad der Freiburger Hochschule im Inland und Ausland zu steigern.51 Gerade in
den Jahren nach 1923 arbeiteten die Freiburger Universität und die Stadtverwaltung Hand in
Hand, um die Studierendenzahlen der hiesigen Universität in die Höhe zu treiben.52 Anfang Juli
1925 reichte Krebs schließlich das Urlaubsgesuch für seine Weltreise beim Badischen Kultusministerium
mit der Begründung ein, in amerikanischen katholischen Theologenkreisen für
den Besuch der deutschen katholischen theologischen Fakultäten - insbesondere der Freiburger
katholischen Fakultät - zu werben und in Ostasien durch Vorträge an Universitäten und in
Gebildeten-Zirkeln das moralische Ansehen Deutschlands fördern zu wollen.53 Deswegen konzipierte
er im Vorfeld seiner Weltreise einen zweiten Vortrag mit dem Titel „Vom Studium der
katholischen Theologie an deutschen Universitäten".54 In diesem wies Krebs der theologischen
Wissenschaft eine entscheidende Funktion für die internationale Völkerverständigung zu, die er
von der Wesensbeschreibung der katholischen Kirche ableitete. Parallel dazu entwarf er in diesem
das Bild einer international überlegenen deutschen katholischen Kulturtheologie, die vom
45 Vgl. Gerhard Kaller: Schlatter, Friedrich, in: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon 9, hg.
von Friedrich Wilhelm Bautz, Hamm 1995, Sp. 235f. Über Friedrich Schlatter außerdem Karl Franz:
Ein Jahrhundert tätiger Sorge um die Brüder in der Zerstreuung, in: In heiliger Sendung, 100 Jahre
Diaspora-Arbeit, hg. vom Generalvorstand des Bonifatiusvereins, Paderborn 1949, S. 97-163; Wilhelm
Sandfuchs: Prälat Friedrich Schlatter (1878-1927), in: St. Konradsblatt. Bistumsblatt für die Erzdiözese
Freiburg 42 (1958), S. 750f.
46 Vgl. UAF, C126/26, Tagebucheintrag vom 14.01.1925.
47 UAF, C126/510, Krebs an Overmans vom 29.03.1925.
48 Vgl. UAF, C126/26, Tagebucheintrag vom 18.11.1924; Politisches Archiv des Auswärtigen Amts (PAAA),
R64674, Krebs an Auswärtiges Amt vom 18.11.1924.
49 Vgl. UAF, C126/523, Sauer an Krebs vom 13.02.1925; PAAA, R64674, Schreiben vom deutschen Botschafter
Solf in Tokio an Auswärtiges Amt vom 07.01.1925.
50 Vgl. UAF, C126/26.
51 Vgl. Mario Seiler: Die Alberto-Ludoviciana als Grenzlanduniversität. Zur allgemeinen Entwicklung
in den Jahren 1919-1933, in: 550 Jahre Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Bd. 3: Von der badischen
Landesuniversität zur Hochschule des 21. Jahrhunderts, hg. von Bernd Martin, Freiburg/München 2007,
S. 206-223, hier S. 210.
52 Vgl. ebd., S. 210.
53 UAF, B24/1921, Krebs an das Badische Kultusministerium vom 3.07.1925.
54 UAF, C126/482, Vom Studium der katholischen Theologie an deutschen Universitäten.
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