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zusammen. Dieser hatte als US-amerikanischer Priester an der Albert-Ludwigs-Universität den
Doktortitel im Fach Nationalökonomie erworben und konnte sich noch gut an seine Dozenten
und seinen Aufenthalt im Freiburger Vinzentiushaus erinnern. Er selbst war ein guter Freund der
Nationalökonomen Götz Briefs (1889-1974), Gerhart Schultze-Gaevernitz (1864-1943) und Karl
Diehls (1864-1943).67 Mitte Juni fuhr Krebs auf Einladung des Bischofs Joseph Schrembs68 (1866-
1945), der für seine Spendenaktionen im Jahr 1923 ebenfalls die Ehrendoktorwürde der Freiburger
katholischen Fakultät verliehen bekommen hatte, von Cleveland mit dem Schiff über die vier
großen Seen zum eucharistischen Kongress nach Chicago. An diesem, der unter dem Leitthema
„Vom Frieden Christi in seinem Reich" vom 20. bis 24. Juni 1926 stattfand, nahm Krebs als Redner
an der Sitzung der deutschsprachigen Sektion teil.69 Im Anschluss besuchte er eine Tagung des
„deutsch-römisch-katholischen Zentralvereins" in Springfield in Illinois, auf der die deutsch-amerikanischen
Katholiken sich zum Thema „Arbeit an der Versöhnung der Völker" trafen und die
dem Format der Katholikentage in Deutschland gleichkam.70 Von Chicago brach Krebs nach Seattle
auf, um von dort der Pazifikküste folgend Mitte Juli 1926 in San Francisco anzukommen.71
Von hier begab er sich auf die Spuren der Missionsstationen, die ihn auch nach Stanford, Santa
Barbara und Los Angeles führten.72
Insgesamt betrachtet hinterließ die Vortragsreise bei Krebs den Eindruck, dass „Naturwissenschaftler
und Mediziner, zumal aber Theologen" die wissenschaftlichen Leistungen der Deutschen
wieder „achten und ehren" und froh seien, „die Verbindung wieder allmählich fester gestalten
zu können".73 Er hatte während seines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten mit einem
jungen Professor eines großen Priesterseminars gesprochen, der ihm dahingehend Recht gab, dass
das Interesse der amerikanischen Seminaristen „für das theologische Wissen und die geistigen
Forderungen des Tages abgelöst" werden. Krebs hatte gerade im amerikanischen Klerus „viel
Interesse für lokale und weitere innerkirchliche politische Angelegenheiten und dementsprechend
eine ziemliche Vertrautheit mit dem kanonischen Recht" gefunden. In einigen Pfarrhäusern war er
auf „geradezu erstaunt gut zusammengestellte wissenschaftliche Bibliotheken gelehrter Priester"
gestoßen. Trotzdem hatte er „bei der Mehrheit des amerikanischen Klerus nicht jenes Interesse für
theologische und weltanschauliche Fragen und Arbeiten" wie beim europäischen finden können.
Dem entsprechend sah Krebs die „Hauptaufgabe der amerikanischen Katholiken in der Umschulung
des Klerus für die Vertiefung seiner theologisch-wissenschaftlichen Interessen". Außerdem
habe die katholischen Kirche den Auftrag einer inneramerikanischen Missionierung der zu dieser
Zeit ca. 60 Millionen ungetauften Amerikaner und einer seelsorgerischen Betreuung der dortigen
Katholiken, die trotz des Bestehens der katholischen Universitäten im Land akatholische Hochschulen
besuchten und „dort vielfach dem katholischen Glauben entfremdet" würden. Außerdem
betrachtete er es als ein wichtiges Ziel, „mehr und mehr praktische Katholiken in die Lehrkörper
der weltlichen Universitäten hineinzubringen", wie es in Deutschland durch die Unterstützung der
Görres-Gesellschaft geschehe.74
67 Vgl. UAF, C126/30, Tagebucheintrag vom 08.06.1926.
68 Vgl. Willi Kessel: Joseph Schrembs, erster Bischof von Toledo und Erzbischof von Cleveland/Ohio, in:
Lebensbilder aus der Geschichte des Bistums Regensburg (Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg
24/2), Regensburg 1990, S. 913-932, hier S. 930.
69 UAF, C126/30, Tagebucheinträge vom 18. und 19.06.1926 sowie vom 20.-24.06.1926.
70 Vgl. ebd., Tagebucheintrag vom 27.06.1926.
71 Vgl. ebd., Tagebucheinträge vom 13.-16.07.1926.
72 Vgl. ebd., Tagebucheinträge vom 20.-29.07.1926.
73 Krebs (wie in Anm. 58), S. 113f.
74 Ebd., S. 190-192.
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