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St. Albert in Freiburg-Betzenhausen als Symbol
der Königskrone Christi1
Von
Folkhard Cremer
Zum (Euvre des Architekten Erwin Heine
Der am 5. Dezember 1909 in Deggingen/Württemberg geborene Erwin Heine schloss am 6.
Juni 1935 sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Karlsruhe mit Diplom bei
Professor Caesar ab. Danach absolvierte er 1937/38 zunächst ein Referendariat im Bezirksbauamt
Karlsruhe, ehe er 1939 als Bauassessor im damaligen Reichsbauamt Freiburg anfing. Mit
Horst Linde, dem Leiter der staatlichen Bauverwaltung des Bundeslandes Baden in Freiburg,
war er am Wiederaufbau der Breisgaumetropole beteiligt und wirkte bis zu seiner Pensionierung
am 1. September 1974 als Oberregierungsbaudirektor am Staatlichen Hochbauamt I in
Freiburg. Heine starb dort am 3. August 1996.2
Seine früheste Beteiligung an einem modernen Kirchenbau war im von Linde geleiteten Planungsteam
der 1954 vollendeten evangelischen Ludwigskirche in Freiburg (Abb. 1), die an Formen
der 1923 von den Brüdern Perret errichteten Kirche Notre-Dame de Raincy bei Paris orientiert ist.3
Zu Unrecht wird er oft nur als Linde nachgeordneter Kirchenbaumeister erwähnt. Das Entwerfen
von Bauwerken beinhaltet stets die Auseinandersetzung mit historischen, bis zu in aktuellen
Bauzeitungen publizierten aktuellen Beispielen einer Baugattung und dem Streben nach einem in
sich schlüssigen Entwurf in zeitgemäßer Formgebung. Am Staatlichen Hochbauamt tauschten sich
Heine und Linde bei ihren Planungen entsprechend aus und entwickelten mit ihren Mitarbeitern
(oder auch mit freien Architekten wie etwa dem Architekturbüro Fessler bei der Hauskapelle des
Klosters St. Ursula in Freiburg, 1960/61) in sich schlüssige Lösungen. Dabei übernahm Linde
meist die Federführung für die evangelischen und Heine für die katholischen Kirchen, wobei
sich beide oft aus dem gleichen Formenrepertoire bedienten. So griff Heine in St. Peter in Badenweiler
(1958-1960) und Heilig-Kreuz in Bad Säckingen (1963-1966) Elemente der 1952 bis 1954
nach Entwurf von Hans Rolli und Linde entstandenen Freiburger Klinikkapelle Heilig Geist auf
(Abb. 2).4 Der über dem Grundriss einer Parabel entwickelte Baukörper in Badenweiler (Abb. 3)
zeigt noch einen längs gerichteten Gemeinderaum, an den der nur leicht konkav vorschwingende
Chorraum herangeschoben ist. Für die indirekte Lichtführung durch vertikale Glasschlitze sind
Der folgende Text ist eine überarbeitete Fassung des Vortrags, den der Autor am 21. Januar 2020 im
Gemeindesaal der St. Albert-Gemeinde gehalten hat, sowie eine inhaltliche Erweiterung des Beitrags
Folkhard Cremer: St. Albert in Freiburg-Betzenhausen. Gotik in Fertigbeton, in: Gotteszelt und Großskulptur
. Kirchenbau der Nachkriegsmoderne in Baden-Württemberg (Regierungspräsidium Stuttgart,
Landesamt für Denkmalpflege, Arbeitsheft 38), Ostfildern 2019, S. 174-179.
Für das Folgende gilt mein besonderer Dank dem Schwiegersohn Erwin Heines, Hans-Urs Eckerle, der mir
Informationen aus dem Nachlass Heines lieferte. Ferner danke ich Michael Boormann und Ralph Milatz
(Abteilung 7, Hochbau, Universität und PH Freiburg, Vermögen und Bau, Amt Freiburg) für Hinweise.
Vgl. https://www.saai.kit.edu/?glossary=linde-horst.
Vgl. Hermann Brommer: Pfarrkirche St. Peter Badenweiler, Lindenberg 2001; Lothar Altmann: Heilig
-Kreuz Säckingen an Rhein; München/Zürich 1978; Melanie Mertens: Der katholische Kirchenbau
vor dem Konzil, in: Gotteszelt und Großskulptur (wie Anm. 1), S. 35-56, hier S. 50.
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