http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2020/0160
Abb. 1 Ludwigskirche in Freiburg, Innenansicht, Aufnahme von 2012 (Landesamt für Denkmalpflege
im Regierungspräsidium Stuttgart, Foto: Bernd Hausner).
die Längsseiten durch Wandscheiben schuppenartig aufgefächert. Mit dem Spiel konkav und konvex
vor- und zurückschwingender Wände und Dächer reagierte Heine auf die natürliche Umgebung
. Die Eingangsfront mit der Wand aus Glaswaben erinnert an für Egon Eiermann typische
Fassadengestaltung. Als Elemente, die Heine später in St. Albert wieder anwenden sollte, finden
sich schon die hier an Notre-Dame du Raincy orientierten schmalen, das Mittelschiff rahmenden
Stützen und die zwischen den Eingangsportalen vortretende Taufkapelle mit Oculus5 über dem
Taufort. Heilig-Kreuz in Bad Säckingen (Abb. 4) hat einen Grundriss aus ineinandergeschobenen
Trapezen für Chor, Langhaus und Taufkapelle; sie ergeben zusammen eine Rautenform. Dieser
ist ein ovales Mittelschiff eingeschrieben, das von schmalen Säulen eingefasst wird. Es ist mit
einem, an der Decke der Freiburger Klinikkapelle orientierten, kreuzrippengewölbten Holzbaldachin
überfangen. Als weitere Vorbilder für Raumlösung und Formensprache sind der Entwurf
von Dominikus Böhm und Martin Weber für das Projekt der Messopferkirche „Circumstantes"
(1923) und der Frankfurter Michaelskirche von Rudolf Schwarz (1953-1956) zu erkennen. Nach St.
Albert in Betzenhausen (1967-1969) war Heine 1970 bis 1972 mit dem Umbau der 1846 bis 1848
errichteten katholischen Kirche St. Johann in Bad Dürrheim zu einem Gemeindezentrum beschäftigt
. Dort fügte er nach Süden einen Eingangsvorbau an, um im Norden einen neuen, nach Norden
gerichteten, weiträumigen Chorraum schaffen zu können. Dieser halbrund geschlossene, reich
verglaste Baukörper mit rundbogigen Fenstern erinnert wieder an Notre-Dame du Raincy. Unter
dem neuen Altarraum siedelte Heine die Gemeinderäume an. Begeistert von der St. Albertkirche
trat Pfarrer Alfred Hausen von der St. Aegidius-Gemeinde in Bonn-Buschdorf 1973 mit Heine in
Ein kreisrundes oder ovales Fenster, das meist dekorativ über Portalen oder im Giebelbereich eingesetzt
wird.
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