http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2020/0177
Das ,Weltkriegswerk' - eine willkommene Hilfe auch
bei der Erforschung der Landesgeschichte
Von
Norbert Ohler
„Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg", in den Jahren 1979 bis 2008 veröffentlicht,
hat Maßstäbe gesetzt (Abb. I).1 Einzigartig dürfte das Werk insofern sein, als es schonungslos
Schuld und Versagen ,der eigenen Leute' darstellt und erklärt, soweit das möglich ist. Es
war nicht selbstverständlich, dass die Autoren sich der Freiheit der Wissenschaft erfreuen
durften. Das hat ihnen auch erlaubt, den Begriff ,Militärgeschichte' weit in die Sozialwissenschaften
hinein auszudehnen: Erörtert werden nicht nur Planungen und militärische
Abläufe sowie dahinter stehende Vorurteile, Ideologien und Theorien. Als „eine Geschichte
der Gesellschaft im Krieg" geht das Werk auf Arbeit und Alltag ein, auch auf die Opfer
unter der Zivilbevölkerung. Erörtert werden sogar - im Zusammenhang mit dem Leben (oft
Vegetieren) ausländischer Arbeitskräfte - Liebe und Sexualität, Schwangerschaft, Abtreibung
und Kinder.2
Triftige Gründe sprechen dafür, das Werk hier vorzustellen: Es geht ausführlich auf Frankreich
ein, das seit Jahrhunderten große Bedeutung für den Breisgau hat. Zudem wurden die
zehn Bände überwiegend von Wissenschaftlern des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes
erarbeitet, das seit 1958 in Freiburg beheimatet war und 1994 nach Potsdam umgezogen ist. Das
für die militärische Überlieferung zuständige Militärarchiv des Bundesarchivs ist dagegen in
Freiburg geblieben.
Unter den 53 Autoren (pro Band drei bis 16) waren Berufsoffiziere und, mehrheitlich, Zivilisten
', zumeist promovierte oder habilitierte Historiker, Angehörige der Jahrgänge 1923 bis
1970; nur wenige hatten den Krieg noch persönlich erlebt. Zur Mitarbeit konnten auch sechs
ausländische Forscher gewonnen werden sowie, nach den Vornamen zu schließen, fünf Frauen
(in Bd. IX, 2004 und 2005 erschienen).
Chronologisch angelegte Darstellungen wechseln mit themenbezogenen Querschnitten.
Vollständigkeit konnte nicht angestrebt werden, doch sollte Ordnung in die Vielfalt gebracht
werden. Trotz „deutschlandzentrischer Anlage" wurden auch der Mittelmeerraum und der asiatisch
-pazifische Raum ausführlich dargestellt. Die Beiträge zur Eröffnung und zum Schluss der
einzelnen Bände sowie des Gesamtwerkes problematisieren pointierte Urteile, wägen Verantwortungen
ab und deuten Kontroversen unter den Autoren an.
Das Werk verzichtet auf Fotos, bringt einige Zeichnungen, verdichtet vielschichtige Sachverhalte
in Tabellen, Figuren und (oft mehrfarbigen) Karten. Die Bände werden durch ausführliche
Inhaltsverzeichnisse und durch Personenregister erschlossen. Der Umfang von mehr als
12.000 Seiten, das Fehlen von Orts- und Sachregistern, Überschneidungen und Wiederholungen
(bei einem solchen Unternehmen kaum zu vermeiden) erschweren die Arbeit mit dem Werk
Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. I-X (Bd. V, IX und X jeweils in zwei Halbbänden), hg.
vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Stuttgart/München 1979-2008, mit Karten, Tabellen, Faksimilia
, Quellen, Literatur und Personenregister.
Bd. IX/2, S. 562-568.
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