Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2020/0180
Es ehrt die Autoren, dass sie nicht nur in Bd. V Überblicke und Einzelheiten zu den von
Deutschen skrupellos ausgeplünderten Ländern, zur brutalen Deportation von Arbeitskräften
und zu vielen anderen Schandtaten bringen. Das sei aus zwei Gründen betont: Die Übeltaten
deutscher Besatzer sind hierzulande wenig bekannt. Und: Bei der Eroberung Badens im
Frühjahr 1945 haben französische Offiziere schlimmste Ausschreitungen ihrer Truppen, wenn
lokale Würdenträger sich beschwerten, damit erklärt, dass die Deutschen es in Frankreich noch
böser getrieben hätten.10 Den meisten deutschen Opfern wird 1945 nicht bekannt gewesen sein
(von den Nachkommen zu schweigen), dass die Anklagen der französischen Besetzer gerechtfertigt
waren, mit einer Ausnahme: Von deutschen Truppen sind Orgien der Vergewaltigungen
nicht bekannt geworden. Gewalt gegen Frauen und Kinder hat es gegeben, doch galt sie als
Verstoß gegen die ,Manneszucht' - die NS-Machthaber pflegten das Bild des untadeligen deutschen
Soldaten.

Mit Bd. VI („Der globale Krieg. Die Ausweitung zum Weltkrieg und der Wechsel der Initiative
, 1941-1943", 1990) tritt der Bombenkrieg verstärkt in das Blickfeld des Lesers (ausgeweitet
in den Bde. VII, IX und X): In Text, Tabellen, Figuren und Karten werden Doktrinen und Vorbereitungen
beider Seiten dargestellt, Maßnahmen zur Luftverteidigung, die Produktion von
Jägern und Bombern, die Reichweiten der Luftwaffen und die Mengen abgeworfener Bomben.
Seit dem Frühjahr 1944 konnten in England und in Italien gestartete Bomberflotten immer ungestörter
Ziele im Südwesten des Reiches angreifen (siehe Abb. 2 und 3). Seit dem Herbst 1944
terrorisierten feindliche Jagdbomber auch die Zivilbevölkerung: Arbeiter auf dem Feld, Kinder
auf dem Schulweg, Fahrzeuge aller Art (vgl. die Karten in Bd. X/l nach S. 848).

Da es bei uns kaum publik ist eine Ergänzung: Seit April 1944 haben die Alliierten weit
mehr Bomben über Frankreich abgeworfen als über dem Reich. Sie wollten die Invasion vorbereiten
und, nach deren Erfolg im Juni 1944, ihren Truppen den Vormarsch erleichtern.

Als erste Großstadt in Baden erlitt Mannheim schon im Dezember 1941 einen flächendeckenden
Terrorangriff. Bald folgten - um einige der schwer getroffenen Städte zu nennen
- Karlsruhe, im November 1944 Freiburg, im Februar und März 1945 Pforzheim und Bruchsal.
Der Bombenkrieg gegen Zivilisten wird im abschließenden Band klar als „Verbrechen gegen die
Menschlichkeit" verurteilt.11

Zum Luftschutz sei hervorgehoben, was dem Lokalhistoriker beim Studium der Quellen
zu ,seinem' Ort kaum auffallen wird: Vorrang hatte die Produktion, sie musste trotz Alarms so
lange wie möglich aufrechterhalten werden, der Schutz der Bevölkerung stand erst an zweiter
Stelle (Bd. VII, S. 211).

Bd. IX („Die deutsche Kriegsgesellschaft, 1939-1945", 2004 bzw. 2005) geht ausführlich
auf die „Heimatfront" ein: Erwähnt seien Wohnraum, Versorgung und Ersatzbeschaffung für
die „Bombengeschädigten" 1943-1945 (Bd. IX/1 S. 417-429). Der Aufbau hat noch während des
Krieges eingesetzt, nicht erst nach der Währungsreform (Juni 1948). Dargestellt werden ferner
der Völkermord, der Überlebenskampf der Opfer sowie der Widerstand gegen das NS-Regime.

Wer die Geschicke dieser Breisgaustadt, jenes Schwarzwalddorfes im Zweiten Weltkrieg
darzustellen hat, dem begegnen in den Akten seit 1939 Ausländer, in steigender Zahl und Vielfalt
(Juden, Sinti und Roma und viele andere Deutsche waren in Konzentrationslagern einge-

Der Verfasser stützt sich hier auf eine größere Arbeit, bei der ihm das Weltkriegswerk ein willkommener
Begleiter ist. Vgl. Norbert Ohler: Die ,Kriegsberichte' von Pfarrern der Erzdiözese Freiburg 1945-1947.
Für die Nutzung im Internet und die Drucklegung vorbereitet. Ein Arbeitsbericht, in: Freiburger Diö-
zesan-Archiv 138 (2018), S. 109-122.

X/l Angriffe S. 777-798, S. 792 und 793 Tabellen zu Städteangriffen. - „Verbrechen gegen die Menschlichkeit
" X/2, S. 714.

180


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2020/0180